Zwischen Stränden und Vulkanen

Von Puerto Montt fahren wir Richtung Süden auf die Insel Chiloé, neben Feuerland die zweitgrößte Insel Chiles. Nach den dicht bewachsenen Wäldern an der Seite der Carreterra Austral, begrüßt uns die Insel mit sanften Hügeln, weitläufigen Wiesen und kleinen Wäldern. Wir finden ein Stellplatz am Pazifik, den wir uns mit freilaufenden Rindern teilen. Diese umkreisen erst misstrauisch unseren Bulli bis sie sich wieder dem Verzehr der Algen am Strand widmen. Am Nachmittag frischt der Wind auf und ich kite das Erste mal auf dem Pazifik.

Der Besuch der Hauptstadt Castro wird von dem Ausscheiden des BVB auf St. Pauli überschattet. Durch die hervorragende Netzabdeckung in Chile ist die Übertragungsqualität besser als im heimischen WLAN. Castro selbst ist eine belebte Kleinstadt die durch die Hanglage am Pazifikfjord ihren eigen Charme hat. Über eine Küstenroute die an vielen alten Holzkirchen der Inselgemeinden vorbeiführt fahren wir wieder in den Norden und probieren das traditionelle Inselgericht Curanto.

Curanto – das traditionelle Essen auf Chiloé
Normalerweise einem großen Erdloch zubereitet, unter der Woche aber nur aus dem Kochtopf zu bekommen.

Nach der halbstündigen Überfahrt zurück aufs Festland befahren wir zum ersten Mal die „Panamericana“ die in Chile als Ruta 5 von Puerto Montt bis an die peruanische Grenze im Norden reicht. Bei Puerto Varas biegen wir rechts ab und fahren zum Fuße des Vulkans Osorno. Über eine steile Serpentinenstraße geht es hinauf zur Talstation des Skigebiets am Osorno. Leider versperren die Wolken eine freie Sicht auf den Vulkan, aber allein der Blick auf den 1200 m tiefer liegenden Lago Llanquihue ist atemberaubend. Über die Panamericana fahren wir weiter nach Villarica, das kleine Touristenstädtchen ist Heimat für viele deutsche Auswanderer, so gibt es neben vielen Cafés mit Kuchen auch die Bäckerei „Rostock“, die immerhin noch so etwas ähnliches wie deutsches Brot im Angebot hat. 40 km weiter östlich liegt Pucon, das touristische Zentrum der Region. Da die Timeslots für die angrenzenden Nationalparks ausgebucht sind, verbringen wir einen Strandtag am schwarzen Strand des Lago Villarica. Infrastrukturell besteht kaum ein Unterscheid zu einem Mittelmeerstrandort in der Hauptsaison – nur das Panorma mit dem beeindruckenden Vulkan Pucon im Hintergrund ist einmalig.

Im Nationalpark Cullianghue, 2 Stunden nördlich von Pucon, schaffen wir es, einen Timeslot für den Eintritt zu ergattern und wandern durch dichte Wälder und über kahle Bergkämme. Es ist immer wieder unbeschreiblich welche wunderschönen und verlassenen Orte uns begegnen.

Wir übernachten im Nationalpark und starten am nächsten Morgen früh auf den Weg auf die Panamericana Richtung Norden. Die Ruta 5 ist eine vierspurige Autobahn und kaum von einer in Deutschland zu unterscheiden. Lediglich die unzähligen Straßenimbisse und kleinen Ausfahrten lassen einen Unterschied erkennen. Vorbei an Obst- und Gemüseplantagen erreichen wir die Pazifikküste. Nach einem leckeren Risotto Marisco im Strandrestaurant suchen wir uns einen Stellplatz am Strand und genießen den Sonnenuntergang. Wir beschließen ein paar Tage auf der Küstenstraße zu bleiben und die schönen Strände und kleinen Küstenorte zu besichtigen. In Pellehue kaufen wir einen fangfrischen „Reineta“. Mit dessen Übersetzung „Königsbrasse“ können wir allerdings genauso wenig anfangen wie mit dem spanischen Original. Fertig filitiert und gegrillt ist er allerdings sehr lecker! Unseren Stellplatz am Strand können wir wieder nur durch Absenkung des Luftdrucks erreichen, ein bisschen neidisch schauen wir auf die „Angeber“ die mit Allrad am Strand auf- und abfahren können. Aber tauschen wollen wir auch nicht, wir können immerhin bleiben und haben am Abend den Strand für uns allein.

Stellplatz am Strand
Grillmaster im Sonnenuntergang (dafür macht Beeke immer das Feuer an)

Langsam stoßen wir in die Weinregionen Chiles vor, auch hier rächt sich unser spontaner Reisestil, ausführliche Proben und Besichtigungen sind bis auf 10 Tage im Vorraus ausgebucht. Wir können uns aber trotzdem auf dem Weingut Miguel Torres umschauen und im Laden unsere bisher teuerste Flasche kaufen. Probiert haben wir sie allerdings noch nicht. Weiter geht es nach Santiago wo wir uns einige Tage ins Großstadtleben stürzen.

Paddle harder!

Vor dem Lago Yelcho bogen wir von der Carretera ab und fuhren nach Futaleufú, das kurz vor der argentinischen Grenze liegt. Der Rio Futaleufú ist berühmt für seine tollen Rafting-Möglichkeiten, die wir nutzen wollten. Zuerst wanderten wir aber den kurzen Weg zum Piedra del Águila hoch, einem Felsen, der über das Tal hinausragt.

Wir buchten bei einem der zahlreichen Touranbieter für den 10. Januar eine mittellange Rafting-Tour, die mehr Stromschnellen zu bieten hatte als die kleineren Touren. Mit einem chilenischen Paar in unserem Alter und vier (!) Guides fuhren wir zur Ausgangsstelle, wo wir in den Rio Azul einstiegen. Dieser ist ein eher gemächlicher Fluss, der später in den deutlich reißenderen Rio Futaleufú mündet. Wir fuhren mit dem anderen Paar und unserem Guide Mauricio zusammen in einem Schlauchboot, während drei weitere Guides auf zwei Kajak-Schlauchboote verteilt waren. Wir bekamen von zwei der Guides ziemlich eindrücklich die Verhaltensregeln im Falle des Kenterns oder Über-Board-Gehens einer Person auf den Weg. Die beiden Kajaks fuhren stets voraus, um uns im Falle des Über-Board-Gehens aufgabeln zu können.

Nach dem Rafting – klitschnass, aber glücklich.

Die Vorsicht der Guides erfuhr schon bald eine Legitimation durch die krassen Wellen, die sich aufgrund der Felsen im Wasser oder Engstellen auftaten. An einigen Stellen ragten die Wellen bis zu zwei Meter über uns auf und schlugen mit ganz schöner Wucht auf uns ein. Die Kommandos („forward“, „backward“, „stop“) wurden nicht nur selten durch ein „paddle harder!“ verstärkt. Es bestand nämlich die Gefahr, dass das Boot mit zu wenig Vortrieb an Stellen gerät, an denen es, ohne, dass wir oder der Guide etwas dagegen tun könnten umkippt. Das macht zwischen all den Felsen und der starken Strömung wirklich keinen Spaß, wie uns mehr als nur einmal deutlich gemacht wurde. Moritz und ich hatten während der Tour unglaublich viel Spaß und sind sehr froh uns für die längere Tour entschieden zu haben. Ungefähr ab der Hälfte kamen nämlich weitere 14 Passagiere dazu, von denen zwei auf unser Boot und die anderen auf zwei weitere Boote verteilt wurden. Die Stromschnellen waren im weiteren Teil der Strecke dann auch harmlos im Vergleich zum bisher Erlebten.

Weiter ging es zurück auf die Carretera Austral in Richtung Chaitèn. Am Lago Yelcho legten wir einen einen Zwischenstopp ein und wanderten durch einen Urwald zum Ventisquero Yelcho, einem Aussichtspunkt mit Blick auf den Gletscher Yelcho. In Chaitén standen wir zwei Tage auf einem schönen Platz am Pazifik und genossen die Sonne.

Um von hier aus weiter in Richtung Norden zu kommen müssen Fjorde überquert werden – eine Straße gibt es nicht. Auf dem Weg zum Fähranleger freuten wir uns auf eine Wanderung zum Vulkan Chaitén, die wegen schlechten Wetters aber leider ins buchstäbliche Wasser fiel. Aufschieben konnten wir sie auch nicht, weil die Fähre bereits gebucht war. Im strömenden Regen erreichten wir schließlich Puerto Montt, das nördliche Ende der Carretera Austral.

Weil meine zweite Impfung gegen das Coronavirus schon sechs Monate zurücklag (Moritz hatte seinen Biontech-Booster nach seiner ersten Johnson und Johnson-Impfung bereits vor der Reise erhalten) versuchten wir eine Impfung für mich zu organisieren – und das war einfach. Moritz fand durch eine einfache Google-Suche einen Standort mit Impfangebot, dem wir einen Besuch abstatteten. Es stellte sich heraus, dass es sich um einen Impf-Bus auf dem Parkplatz eines Einkaufzentrums handelte. Wir fragten einen der Mitarbeiter, ob es ein Problem sei, dass ich deutsch, erst 22 Jahre alt und bereits doppelt geimpft bin, was er verneinte. Nach kurzer Wartezeit ging ich in den Bus und kam mit Biontech geimpft wieder heraus – völlig unbürokratisch und ohne Probleme!

In Puerto Montt erreichte uns auf unseren Smartphones eine lautstarke Warnmeldungen vor einem „Tsunami menor“ (klein). Wir informierten uns und erfuhren von dem Ausbruch des Unterwasservulkans vor Tonga. Weil Puerto Montt aber in einer Bucht liegt und dann auch noch durch die zweitgrößte Insel Chiles Chiloé geschützt wird, bekamen wir nichts von Flutwellen oder ähnlichem mit. Nach einem Großeinkauf fuhren wir weiter auf die Insel Chiloé, wo wir das erste mal auf die „offizielle“ Panamericana, die Ruta 5 stoßen werden.

Die Carretera Austral – Chiles Traumstraße

Am 29. Dezember überquerten wir die chilenische Grenze am Grenzübergang Rio Jeinimeni. Im Grenzort auf der argentinischen Seite, Los Antiguos, waren wir ein paar Wochen vorher erst gewesen, um von hier die Ruta 41 in Richtung Süden zu fahren. Die erste Stadt auf der chilenischen Seite ist Chile Chico, direkt am Lago General Carrera. Hier besorgten wir uns chilenische SIM-Karten und waren erneut erstaunt über den, im Vergleich zu deutschen Mobilfunktarifen, geringen Preis für das mobile Internet. Wie sich im Laufe der Wochen herausstellen sollte, ist auch die Netzabdeckung beeindruckend gut. Wenn wir mit unseren Eltern zuhause telefonieren machen öfter Aschendorf oder Altenbruch als das Hinterland Chiles Probleme bei der Verbindung.

Von Chile Chico ging es eine wunderschöne (Schotter-) Straße direkt am Ufer des Lago General Carrera entlang in Richtung Westen. Es boten sich immer wieder fantastische Ausblicke auf den azurblauen See und die schneebedeckten Berge direkt dahinter.

Auf unserer Reise waren uns immer wieder auch Fahrradreisende entgegengekommen, die sich nur mit Muskelkraft durch die Weiten des Kontinents bewegten. Obwohl wir (und vor allem ja Moritz) auch schon längere Radtouren unternommen haben, nötigte uns das jedes Mal ganz schön Respekt ab. Teilweise führten Straßen über mehrere hundert Kilometer nur geradeaus, ohne an einer Versorgungsmöglichkeit vorbei zu führen. Wir gewöhnten uns also an, alle, die auf Rädern unterwegs waren durchs offene Fenster anzufeuern. So machten wir es auch bei dem Paar mit Fahrradanhänger, das wir überholten. Allerdings bekamen wir, anders als sonst, kein Winken oder Jubeln zurück, sondern ein einigermaßen verzweifelt klingendes „No!“ von der Frau. Als wir um die nächste Kurve fuhren und ich mich noch einmal nach ihnen umschaute meinte ich eine Winkbewegung auszumachen, die uns bedeutete zurückzukommen. Also hielten wir bei der nächsten Gelegenheit am Straßenrand an und warteten, ob die Beiden Hilfe benötigten.

So lernten wir die Franzosen Thomas, Clemence und die kleine Zoé kennen. Es war für sie bis zu diesem Punkt wohl eine ganz schöne Horror-Etappe. Die Fahrt ging über eine hügelige Waschbrettstraße mit Steinen auf dem Weg und der Gegenwind blies Sand und Dreck direkt ins Gesicht, so dass die Sicht teilweise auf wenige Meter beschränkt wurde. Zum Glück haben wir unseren Fahrradträger vor der Reise nicht abmontiert, wir nutzen ihn zum Beispiel zum Trocknen unserer Neoprenanzüge, so dass wir die beiden Fahrräder ohne Probleme mitnehmen konnten. Wir fuhren mit ihnen ungefähr 60 km in das nächste Dorf und setzten sie am Campingplatz ab. Später verbrachten wir noch den Abend zusammen. Weil die Wettervorhersage und die Straßenaussichten für den nächsten Tag schlecht waren, fragten sie uns, ob wir sie ein weiteres Mal mitnehmen könnten – klar das war kein Problem. Moritz erzählte mir übrigens, dass er erst die Fahrräder angesehen hat bevor er unseren neuen Begleitern ins Gesicht geschaut hat – es waren schließlich Räder aus der gleichen Manufaktur wie seins.

Am Westufer des Lago General Carrera stießen wir auf die „Carretera Austral“ (Ruta 7), die als die Traumstraße Chiles bekannt ist und uns auf unserem Weg Richtung Norden bis nach Puerto Montt begleiten sollte. Sie führt durch Urwälder, Seenlandschaften, vorbei an Vulkanen und durch die Berglandschaft der Anden. So kam es, dass wir in Puerto Rio Tranquilo, noch immer am Ufer des Sees, zusammen mit Thomas, Clemence und Zoé, sowie mit zwei chilenischen Paaren aus ihrem Hostel Silvester feierten. Am Abend buken wir in unserem Feuertopf Brot. Leider haben haben die Kohle-Briketts wegen des starken Windes nicht lange genug Hitze abgegeben, so dass das Brot nicht an allen Stellen ganz durch war – wir verbuchen die Erfahrung als guten ersten Versuch.

Bevor wir uns von unseren neuen Freunden verabschiedeten, unternahmen wir von Puerto Rio Tranquilo aus eine Bootstour zu den berühmten Capillas de Mármol, den Marmorhöhlen auf dem Lago General Carrera. Der ausgewaschene Mamor und die ungewöhnlichen Formationen, die sich dadurch ergeben sind wirklich sehenswert. Allerdings muss man sich den Anblick gemeinsam mit 15 anderen Passagieren und zwei bis drei weiteren vollgepackten Touristenbooten teilen.

Ganz anders dagegen sah unser Abstecher in das fast menschenleere Valle Exploradores aus. In dieses langezogene Tal führt eine Stichstraße von der Carreterra Austral, die 80 km in den Urwald getrieben wurde. Sie endet an einem kleinen Hafen, von dem Bootstouren gebucht werden können. Dieses Tal ist Natur pur. Die Steilhänge links und rechts sind von Urwald bewachsen, immer wieder lichtet sich der Blick auf Gletscher und Seen und Flüsse säumen die Straße genauso wie die unzähligen Wasserfälle, die von hoch oben ins Tal hinabstürzen.

Diese Lagune entstand durch eine riesige Gerölllawine. Das Tal war mehrere Monate von der Außenwelt abgeschnitten.
Nach viel Regen bilden sich überall Wasserfälle.

Ungefähr bei Kilometer 40 der Straße haben sich zwei schrullige deutsche Auswanderer vor 20 Jahren niedergelassen, die sich ihren Lebensunterhalt durch die Vermietung von Zimmern sowie Kuchen- und Marmeladenverkauf verdienen. Wir aßen einen Apfelkuchen und deckten uns mit Marmelade ein. Als wir auf dem Rückweg wieder an ihnen vorbeikamen wurden wir gebeten Katrin mit ins Dorf zu nehmen, weil das Auto nicht ansprang – sie hatte einen Termin für einen Autokauf.

Auf der Carretera ging es weiter in Richtung Norden. In Coyhaique machten wir einen Großeinkauf – es war die erste richtige Stadt seit der Grenzüberquerung. An einem Nebenarm des Rio Simpson ein paar Kilometer weiter nördlich hatten wir einen unserer schönsten Stellplätze bisher. Wir konnten direkt am Fluss stehen, es gab eine Feuerstelle und die Sonne tat das Übrige um uns zwei sehr schöne Tage zu bescheren.

Weiter ging es über einen Pass am Rio Cisnes, der von Wasserfällen und kleinen Wandermöglichkeiten gesäumt ist, die aber wegen der zahlreichen Bauarbeiten an der Straße nicht erreichbar waren. Unseren guten Ruf als Abgesandte des ADAC konnten wir durch Hilfestellung beim Reifenwechsel und das Geben von Starthilfe weiter aufrecht erhalten.

Weihnachten auf 54°48‘47“S – Feuerland

Nach dem enttäuschenden Aufenthalt in Rio Gallegos und einer unfähigen und unfreundlichen VW Werkstatt wollten wir noch abends an die chilenische Grenze fahren. Bei der Ankunft stauten sich bereits etwa 10 andere Autos vor der Grenze. Wir fragten ein argentinisches Wohnmobil und man erklärte uns, dass die Grenze am nächsten Morgen um 8 Uhr öffnen sollte. So verbrachten wir die Nacht in der Schlange vor der Grenze. Da die Grenze nur für den Transit der knapp 200 km auf chilenischer Seite geöffnet war, gingen wir davon aus, dass die Grenzprozedur schnell verlaufen würde und die Durchfahrt Chiles eventuell sogar im Konvoi verlief. Weit gefehlt. Bereits um 7:45 Uhr bildete sich eine riesige Schlange vor der argentinischen Migrationsbehörde. In der Nacht waren noch etliche Autos und LKWs angekommen. Ein bisschen verunsichert stellten wir uns nach einiger Zeit ebenfalls an. Wir waren weiterhin in dem Glauben, dass wir Argentinien gar nicht „richtig“ verlassen, sondern nur kurzzeitig Chile durchqueren würden. Nach zwei Stunden warten hatten wir den argentinischen Ausreisestempel und wir konnten bis zur 500 m entfernten chilenischen Einreise-Stelle vorfahren.

Feuerland ist in ein chilenisches und ein argentinisches Gebiet geteilt

Die Chilenos waren ein bisschen besser organisiert und deshalb schneller, jedoch dauerte auch dieses Prozedere eine Stunde. Zum Schluss fehlte noch der Check des Zolls der nach verbotenen Lebensmitteln fragte. Wir erzählten ihm von unseren Bananen. Weil diese, genau wie jedes andere Obst und Gemüse, Milchprodukte und so weiter, nicht eingeführt werden dürfen, mussten wir sie auf der Stelle essen. Währenddessen erzählte er von seinen Kindern die auf eine deutsche Schule in Chile gingen. Bewundernswert war die unglaubliche Geduld der Wartenden. Jeder ließ sich auf ein Gespräch mit dem Zoll ein und ein Fahrer vor uns holte sogar seine Trompete raus.

Ja, das ist in der Grenzschlange passiert.

Nach der erfolgreichen Einreise nach Chile absolvierten wir die 60 km bis zur Fähre über die Magellanstraße ohne Probleme. Bereits 6 km vor der Fährstelle befand sich das Ende der LKW-Schlange. Aufgrund sehr starken Windes war der Fährbetrieb am vorherigen Tag ausgesetzt worden. Zum Glück konnten die PKWs an ihnen vorbei fahren. Die Überfahrt über die Magellanstraße war ein Abenteuer. Bei 40 Knoten Wind fuhren wir auf die Fähre. Im Auto sitzend war es schon ein interessantes Gefühl dem nicht gerade kleinen Seegang standzuhalten. Nach einer zwanzig-minütigen Überfahrt erreichten wir Feuerland. Mit massiven Gegenwind durchquerten wir den chilenischen Teil der Insel. Zum Abschluss des Tages erfolgte nun wieder die schon bekannte Ein- und Ausreise-Prozedur, sodass wir uns wieder auf argentinischen Territorium befanden. In Rio Grande, der größten Stadt Feuerlands, fanden wir direkt an der Uferpromenade einen Schlafplatz. Die guten Versorgungsmöglichkeiten nutzen wir um einen Großeinkauf zu tätigen und außerdem Wiehnachtsdeko und Geschenke füreinander zu kaufen.

Auf der Fahrt in den Süden der Insel durchquerten wir atemberaubende Landschaften und suchten einen Stellplatz am Beagle Kanal. Dieser markiert das südliche Ende Feuerlands und somit auch den südlichsten Punkt unsere Reise. Von hier aus beobachteten wir einen Langfahrtensegler, der auf den letzten Meilen bis Ushuaia in den Beagle Kanal einlief und durch unser Fernglas sogar ein paar Delfine.

Für Feuerland ungewöhnlich gutes Wetter am Beagle-Kanal

Am „Heiligmorgen“ fuhren wir nach Ushuaia und stellten uns mit Blick auf die Stadt neben den Yachthafen. Der Anblick der vielen internationalen Segelyachten beeindruckte uns. Das Gebiet um das Kap Hoorn gilt als gefährlichstes Seegebiet der Welt, was uns das Wetter und der starke Wind der letzten Tage sofort glauben ließ.

Das Weihnachtsessen fiel etwas provisorisch aus. Entgegen unseren Erwartungen war in der ganzen Stadt kein Restaurant, Imbiss und zum Schluss auch kein Supermarkt mehr geöffnet. Im letzten Moment konnten wir uns in einem noch geöffneten Kiosk zum Glück noch die nötigen Zutaten für einen perfekten Weihnachtsburger besorgen. Das Weihnachtessen wurde am nächsten Tag bei einer Seafood Paella und antarktischen Königskrabben nachgeholt.

Durch die mittlerweile angekündigte chilenische Grenzöffnung nahmen wir kurz nach Weihnachten schon wieder Kurs nach Norden und spulten die 1600 km zur Grenze innerhalb von drei Tagen ab, die letzte Grenzöffnung währte wegen der Omikron-Variante nur zwei Tage und wir wollten sichergehen, dass die Grenzen uns nicht vor der Nase wieder zu gemacht werden. Zwischendurch wurden wir beim Frühstück am Atlantik von einer ganzen Magellan-Pinguin Kolonie überrascht.

Wir freuen uns auf Chile!

Berge und Gletscher im Park Los Glaciares

Am 15. Dezember kamen wir im Nationalpark Los Glaciares an. Zuerst fuhren wir in die als „Bergsteiger-Mekka“ Argentiniens deklarierte Stadt El Chalten. Wir gönnten uns zwei Tage „Wanderpause“, in denen wir ein paar der Sachen, die sich über die (internetlose) Zeit angesammelt hatten erledigten. Das Städtchen am Fuße des Fitz Roys erinnerte uns an die kleinen Alpendörfer Europas, war aber leider auch sehr überlaufen. Ein krasser Gegensatz zur Einsamkeit des Perito Moreno Nationalparks.

Wir entschieden uns für die Wanderung zur Laguna de los Tres, benannt nach den drei Bergen, die hinter ihr aufragen. Leider hatte Moritz mit Knieschmerzen zu kämpfen, so dass er nach ein paar Kilometern umkehren musste. So lief ich alleine bis zur Lagune. Die Wanderung führte durch Wälder, über Bäche und durch Steinwüsten und bot immer wieder fantastische Blicke auf das Bergmassiv. Besonders war dann der letzte Kilometer vor der Lagune, ein Schild wies darauf hin, dass man auf diesem Kilometer 400 Höhenmeter zu überwinden hatte. Der Blick auf die Lagune und die Schneefelder auf dem Fitz Roy entlohnten aber für jede Anstrengung.

Vom Nordende des Nationalparks ging es anschließend Richtung Süden in die Stadt El Calafate und zum berühmten Gletscher Perito Moreno. Wir übernachteten vor dem Eingang zum Nationalpark, so dass wir morgens die Ersten im Park und am Gletscher waren. Dieser ist einer der wenigen Gletscher weltweit, der noch nicht schrumpft. Er ist seit Jahrzehnten ungefähr gleich groß. Pro Tag schiebt er sich zwei Meter weiter in den See hinein und bricht regelmäßig ab. Diese Abbrüche der 60-70 m hohen Kante kündigen sich meist schon mit lautem Grollen an und werden von einem unglaublich Lärm begleitet. Unfassbar, was für Kräfte da wirken müssen!

Die Gletscherwand ist 60-70 m hoch!
Schon die kleinen Brocken machen viel Krach

Relativ zügig legten wir dann die Kilometer nach Rio Gallegos, der letzten Stadt vor Feuerland, zurück. Hier machten wir einen Zwischenstopp in der VW Werkstatt, weil unser Abenteuer auf der Ruta 41 leider Spuren am Getriebe hinterlassen hatte, richtig weiterhelfen konnten uns die Mechaniker aber nicht. In Chile, wo unser T5 weiter verbreitet ist und auch die Ersatzteile wohl leichter zu beschaffen sein werden, wollen wir dann den nächsten Versuch starten. Immerhin konnten wir die Grube einer anderen Werkstatt nutzen, um unseren Auspuff, der sich aus der Aufhängung verabschiedet hatte, wieder zu befestigen.

Über die Ruta 41 in die Wildnis

Nachdem wir uns in Los Antiguos mit Lebensmitteln eingedeckt haben, starten wir unsere Tour auf der Ruta Provincial 41 in Richtung Süden. Die Straße führt durch die Berge, vorbei an ausgewaschenen Flusstälern und Weiden, durch Geröllfelder und vorbei an unglaublichen Aussichtspunkten. Wir können gar nicht fassen in was für einem Tempo die Landschaften wechseln. Von saftigen grünen Wiesen mit Rindvieh-Haltung geht es fast nahtlos über in karge Steinwüsten, nur um direkt danach ein Panoramablick über ein Flusstal zu bieten. Die Straße begeistert uns und ist insgesamt sehr gut befahrbar. Wir machen Pause an einem Fluss und schlafen später an einer ausgetrockneten Lagune umgeben von Guanakos.

Am nächsten Tag erreichen wir Lago Posadas. Die Ruta 41, die zum 70 km weiter südlich gelegenen Nationalpark Perito Moreno führt, ist auf einer unserer drei Straßenkarten als 4×4-Straße gekennzeichnet. Die Alternative zu dieser Straße würde über Wellblechpisten und die Ruta 40 führen und wäre 250 km lang. Die bisherige Fahrt auf der Ruta 41 hatte uns keinerlei Probleme bereitet und unser Strandabenteuer, das auch nur 4×4-Fahrzeugen empfohlen wurde, hatten wir ebenfalls bestens in Erinnerung, weshalb wir uns entschlossen, uns die Straße mal anzusehen.

Die Straße ging von einer Panoramastraße direkt am Lago Posadas ab. Es gab kein Schild, das auf die Notwendigkeit eines Allradantriebs hinwies. Die Route startete mit sehr heftigen und steilen Serpentinen. Die letzte Kehre des Berges kamen wir nach zwei erfolglosen Versuchen erst hoch, indem wir unser frontantriebbetriebenes Auto wendeten und rückwärts hinauffuhren. Oben angekommen freuten wir uns sehr und stießen mit einer kalten Cola auf die Überwindung der Serpentinen an. Die Straße war in einem guten Zustand und wir waren uns sicher, dass wir den schlimmsten Teil bereits überwunden hätten.
Weit gefehlt.

Die letzte Kehre kamen wir nur rückwärts hoch.

Einige Zeit freuten wir uns noch über die weiteren Herausforderungen, die die Straße für uns bereit hielt: Neben harmlosen Dingen, wie dem Öffnen einiger Kuhgatter waren auch Gewässerdurchfahrten und jeder mögliche Untergrund (außer Asphalt) dabei. Wir fuhren Berge hinunter, die so steil waren, dass wir uns freuten dort nicht hochfahren zu müssen. Der „Point of no Return“ war deshalb relativ früh erreicht. Umkehren war keine richtige Option.

Der Reihe nach.
Im Tal hatten wir bei unserer Abfahrt eine Temperatur von 28 Grad und wolkenlosen Himmel. Den Wetterbericht konnten wir schon seit zwei Tagen nicht mehr checken, weil die Netzabdeckung in diesem Hinterland einfach nicht gegeben war. Wir waren froh über die trockenen Erdpisten und freuten uns, dass wir die Berge deshalb gut hoch kamen. Bei durchweichter Straße hätten wir wahrscheinlich schon die letzte Kehre der Serpentinen nicht überwinden können. Nach 10-20 km fing es leicht an zu nieseln, was uns in dem Moment aber noch nicht allzu große Sorgen bereitete. Wir meisterten die Hindernisse und hatten viele Triumph-Momente. Irgendwann kam eine Steigung, die wir wieder nicht vorwärts überwinden konnten. Zum Glück war in der letzten Kurve genügend Platz um zu drehen und rückwärts, mit angepassten Reifendruck und Schwung schafften wir es. Zu diesem Zeitpunkt wurde uns klar, wie gefährlich die nasse Piste wirklich war. Wir hatten uns bei den Versuchen teilweise festgefahren und der Schlamm klebte am, unterm und im Auto.

Moritz fuhr, während ich von draußen probierte ihm einen guten Weg um die Felsstücke, den Schlamm und das Geröll zu weisen und Steine aus dem Weg zu räumen. Ich wunderte mich langsam, dass mir so kalt war – es war doch Sommer und im Tal noch sehr warm gewesen. Ein Blick auf das Autothermometer verriet: Es war auf vier Grad abgekühlt. Neben dem Nieselregen und dem Temperatursturz kam dann auch noch Nebel dazu. Es herrschte Untergangsstimmung.

Deshalb sind wir Transporterleben und nicht Vanlife

Moritz und ich schafften es dabei die meiste Zeit positiv zu bleiben und uns gegenseitig bei Laune und in den konstruktiven Gedanken zu halten. Dann kam der Berg, der uns das Letzte abverlangte. Eine unglaubliche Steigung auf einer von Felsbrocken gespickten Matschpiste, die wir durch unsere Versuche bereits völlig zerwühlt hatten. Hier wurde es richtig Ernst. Wir mussten wieder wenden, diesmal allerdings auf einer Straße die nicht breiter als der Bulli selbst war, mit vielen Zügen und unzähligen „Stop!“-Rufen haben wir das aber geschafft. Beim Fahren war nun das Problem, dass das Heck immer ausbrach und der Bulli nur mit Mühe auf der aufgeweichten Piste zu halten war. Moritz gab also Gas, während ich neben dem Auto herlief und mich gegen ihn stemmte, um ihn in der Spur zu halten. Das klappte erstaunlich gut, so dass wir es nach zwei Stunden Rumprobieren tatsächlich geschafft haben. Wir waren in dieser Situation leider nicht cool genug, um ein Foto unseres Schlam(m)assels zu machen.

Wir hatten nun ungefähr zwei Drittel der Strecke zurückgelegt und waren fix und fertig. Aber auch die letzten Steigungen und Flussdurchfahrten konnten wir meistern, so dass wir nach acht Stunden (für 70 km) unbeschadet im Nationalpark Perito Moreno an. Gott sei Dank!

Die frische Fahrspur, die wir auf unserem Weg immer vor uns sahen konnten wir auf dem Parkplatz vor dem Rangerbüro dann auch einem Fahrzeug zuordnen: neben uns stand ein Toyota Hilux mit Schnorchel, Höherlegung und Unterbodenschutz. Der Fahrer des Autos schien etwas beleidigt zu sein, dass wir mit unserem T5 ebenfalls die Strecke geschafft hatten, die er mit seinem perfekt ausgerüsteten Offroad-Auto befahren hatte.

Wir meldeten uns beim Ranger an und besprachen, an welchem Tag wir welche Wanderung machen wollten. Der Park ist wegen seiner Abgelegenheit eigentlich immer menschenleer. Auf dem riesigen Gelände sind im Schnitt nur 10 Besucher pro Tag. Für eine Nacht buchten wir eine Schutzhütte, die von den Rangern verwaltet wird. Das Thermometer im Bulli zeigte in der ersten Nacht -0,5 Grad an. Neben der Temperatur bestätigte uns auch der starke Wind, das wir uns nun wirklich in Patagonien angekommen waren.

Patagonischer Wind am Lago Burmeister

Unsere erste Wanderung führte uns auf einem Rundweg über eine kleine Insel, die in einem wunderschönen Bergsee, dem Lago Belgrano lag. Die Farbe des Sees bekamen wir überhaupt nicht zu fassen, es war Wahnsinn, wie die Berge sich gegen den blauen Himmel und das türkise Wasser abzeichneten.

Am nächsten Tag legten wir zuerst die Strecke durch das Flusstal des Rio Lacteo bis zu unserer Hütte zurück. Dort ließen wir unsere Schlafsäcke zurück und machten uns auf in Richtung der Laguna de Los Temanos, an die ein Gletscher grenzt. Auf diesem Weg la auch eine Flussdurchquerung, weshalb wir ein zweites Paar Schuhe – natürlich Crocs – dabei hatten. Das Wasser war eiskalt, die Außentemperatur und der Wind trugen ebenfalls nicht zur Wärme bei, uns wurde beim Wandern aber schnell wieder warm. Bei der Lagune angekommen, konnten wir tatsächlich unsere ersten (kleinen) Gletscherstücke sehen.

Die Nacht in der Hütte konnten wir dank des kleinen Holzofens und der Gemütlichkeit gut hinter uns bringen. Am nächsten Tag kehrten wir zum Auto zurück und verließen der Park in Richtung Gobernador Gregores, um dort unsere Vorräte und Tanks aufzufüllen und uns in Richtung des Nationalparks Los Glaciares aufzumachen. Hier möchten wir am Fuße des Fitz Roy wandern und uns den Gletscher Perito Moreno ansehen.

Hey! Wir woll‘n die Pinguine sehn.

In Puerto Madryn beschlossen wir entgegen unseren bisherigen Plans die Ostküste bis nach Feuerland hinunterzufahren das Land zu durchqueren und die Nationalparks an der chilenischen Grenze zu besuchen. Wir möchten dann auf der berühmten Ruta 40 die Strecke bis an die Südspitze des Kontinents zurücklegen. Diese Entscheidung hing damit zusammen, dass die letzten 1000 km auf der Ruta 3 an der Ostküste nur von Steppe gesäumt sind und keinerlei Highlight bieten (unser Reiseführer nennt sage und schreibe drei Ziele auf dieser Strecke). Außerdem hoffen wir darauf, dass Chile die Landgrenzen doch noch für den Grenzverkehr öffnen könnte. Durch die Veränderung unserer Route verschiebt sich auch unsere mögliche Ankunft in Chile nach hinten, hoffentlich auf einen Zeitpunkt an dem die wegen Omikron erneut geschlossen Grenzen dann geöffnet sind.

Bevor wir die Strecke auf die andere Seite des Landes zurücklegen, wollten wir aber unbedingt noch die Pinguinkolonie von Punta Tombo besuchen. Diese liegt im gleichnamigen Naturreservat ein Stück südlich von der Stadt Trelew und ist die weltweit größte Brutstätte von Magellan-Pinguinen.

Durch das Reservat führt ein ungefähr sechs Kilometer langer Rundweg. Auf diesem Weg kann man unmittelbar neben und teilweise auf den Wegen die Nester der Pinguine, die Pinguine selbst und sogar die Küken beobachten. Die Hinweisschilder am Wegesrand weisen darauf hin dass die Pinguine „Vorfahrt“ haben, wenn sie den Besucherweg auf dem Weg zum Meer zur Nahrungssuche überqueren – was nicht gerade selten vorgekommen ist. Wir konnten die Pinguine beobachten wie sie den Weg zum Meer „watschelnderweise“ zurücklegen, wie sie in ihren Nestern liegen und vor allem wie die Sonne genießen, den Schnabel nach oben gerichtet und die Augen geschlossen. Das ganze war extrem faszinierend und wohltuend. Von einer Aussichtsplattform aus konnten wie die Tiere auch „in Action“ im Wasser erleben, wie sie sich durch die anlandenden Wellen aufs Meer hinauskämpfen und dann in einem unglaublich Tempo die Nahrungssuche beginnen.

Der Besuch der Pinguine war ein absolutes Highlight auf der bisherigen Reise. Zum Schluss konnte ich sogar noch die Fütterung eines Kükens durch ein Elterntier beobachten (und filmen). Auch ein paar Guanakos aus der Gattung der Lamas haben es sich in dem Reservat, wie eigentlich überall in Argentinien, gemütlich gemacht. Die kleinen Pinguine neben den großen Guanakos zu sehen, hatte schon etwas sehr humoristisches.

Fütterung

Neben den Pinguinen konnten wir auf unserem Stellplatz am Abend auch noch Seeelefanten und Seelöwen in ihrer natürlichen Umgebung beobachten, die es sich am Strand gemütlich gemacht haben. Die Region ist eigentlich auch bekannt dafür, dass man Wale vom Land aus beobachten kann. Leider waren wir wegen des verspäteten Starts unserer Reise etwas zu spät und haben auf einem Spaziergang nur die Kadaver von an Land gespülten Walen gesehen.

Nach unserem Abstecher in die Tierwelt der atlantischen Küste wollten wir nun den Weg durch das argentinische Hinterland in Richtung Westen nehmen. Unser Startpunkt lag in der Stadt Trelew, in der wir noch probiert haben eine Booster-Impfung für mich zu organisieren. Die Impfquote in Argentinien ist sehr hoch und die Inzidenz derzeit gering, wir hofften also auf einen problemlosen Ablauf. Auf Nachfrage im örtlichen Krankenhaus wurde uns selbiger auch versichert: Die Drittimpfung für mich als junge Deutsche wäre kein Problem. Leider stellte sich aber später heraus, dass die Booster-Impfung bisher auf die über 50-jährigen beschränkt sei. Wir probieren es im Januar noch einmal.

Die knapp 500 km durch die argentinische Steppe bei 38 Grad – außer Büsche und Guanakos sahen wir nicht viel – bis zu unserem Zielort Perito Moreno legten wir problemlos zurück. Der Name dieses Örtchens ist ihm nicht exklusiv vorbehalten, sondern tragen unter anderem auch der wahrscheinlich berühmteste argentinische Gletscher und ein abgelegener Nationalpark den gleichen Namen. Wir hielten uns nicht lange in dem Ort auf, sondern legten die Strecke bis zum Lago Buenos Aires zurück, dem zweitgrößten See Südamerikas, der zur Hälfte auch in Chile liegt. Hier verbrachten wir zwei schöne Nächte und machten unsere erste längere Wanderung. Auf dieser hatten wir ein wunderschönes Panorama der schneebedeckten 4000 m Berge auf der chilenischen Seite des Sees.

Weitergehen sollte es für uns auf der Ruta 41 in Richtung des Nationalparks Perito Moreno, eine der schönsten Strecken Argeniniens. Wegen der Abgelegenheit der Stecke und unseres Ziels deckten wir uns in Los Antiguos mit Wasser und Verpflegung für mehrere Tage ein.

Argentiniens Ostküste

Südlich von Buenos Aires begannen die großen Weiten der Provinz Rio Negro. Wir machten in der Stadt Tandil halt und wollten einen ersten Wanderausflug machen. Die kilometerlange flache Landschaft wurde durch eine Gebirgskette unterbrochen. Leider führte der einzige Wanderweg der Stadt, entgegen unserer Erwartungen, nur über einen kleinen Berg, um eine mit drei Zäunen gesicherte „Gated Community“ und entlang einer lauten Straße.
Allerdings freute sich die freundliche Dame in der Touristeninformation riesig über uns, da wir die ersten ausländischen Touristen seit 1,5 Jahren waren.

Am nächsten Morgen fuhren wir im strömenden Regen an den Strand Monte Hermoso. Nachdem es am Nachmittag aufklarte und sämtliche Pickups und Geländewagen über den Strand bretterten, wollten auch wir unsere Geländegängigkeit testen. Der erste Versuch endete nach 20 Metern. Eine Schaufeleinheit und das erste Mal Luftablassen später waren wir zurück auf der Straße. Für den nächsten Anlauf reduzierten wir erneut den Reifendruck und probierten es mit etwas mehr Gas. Nachdem wir den weichen Sand passiert hatten, lief es auf dem härteren Sand in der Nähe des Wasser richtig gut. Wir vertrauten den Offroadfähigkeiten unseres Autos Runde für Runde mehr, und wagten nun abermals einen Versuch durch den weichen, lockeren und tiefen Sand, der sich unmittelbar neben der festen Piste nahe des Meeres befand. Die Fahrt nahm ein jähes Ende, als das ESP sich einschaltete und das noch fahrende Auto zum Stillstand brachte. Die Vorderräder hatten sich ziemlich tief in den Sand gegraben. Also holten wir wieder unsere Schaufel raus und legten den Bulli Stück für Stück frei. Schon nach kurzer Zeit hielt ein Pickup direkt neben uns, der uns ohne Umschweife und ohne Chance zur Widerrede seine Hilfe anbot. Ehe wir uns versahen hatten wir ein Abschleppseil an der Anhängerkupplung und befanden uns wieder auf festerem Untergund.
Wir hatten uns mit dieser Aktion – Festfahren an einer Stelle, an der die festere und problemlos befahrbare Piste nur drei Meter entfernt ist – ganz schön zum Deppen gemacht, aber auch etwas über unser Auto und die argentinische Hilfsbereitschaft gelernt.

Das Gelernte wendeten wir dann direkt am nächsten Tag in El Condor an der Mündung des Rio Negros an. Mit genügend reduzierten Reifendruck, ausgeschalteten Assistenzsystemen und ordentlich Schwung, schafften wir es direkt an den Strand und verbrachten dort einen wunderbaren Nachmitag, der Wind reichte sogar zum Kiten. Am nächsten morgen spielten wir wieder mit den Offroadkünsten unseres Bullis, sodass schlussendlich sogar die Sandbleche zum Einsatz kamen.

Von El Condor fuhren wir die Küstenstraße direkt am Atlantik entlang. Was als wunderbar geteerte Straße anfing mündete nach nur wenigen Kilometern in einer Wellblechpiste, auf der die maximale Geschwindigkeit, die man sich und dem Fahrzeug zumuten wollte, nicht mehr als 30 km/h betrug. Nach einer längeren Pause stießen wir auf die ersten Warnhinweise, dass die weitere Straße nur für Allradfahrzege befahrbar sei. Beim Blick um die nächste Ecke sahen wir aber, dass selbst ein Allrad-Reisemobil diese Passage nicht meistern würde: die Straße wurde durch eine über 8 m Hohe Sanddüne versperrt.


Nach einigen Recherchen in einschlägigen Apps ergab sich die Möglichkeit die Straße durch eine 6,5 km lange Strandetappe zu umfahren. Wir standen also vor Wahl umzudrehen und somit die 60 km über die desaströse Piste zurückzufahren, oder eben die Strecke über den Strand zu versuchen. Nach einigem hin und her entschieden wir uns für die Strandpassage. Dabei war uns bewusste, dass uns an diesem Tag eventuell kein Fahrzeug mehr auf dem Weg begegnen könnte und die einsetzende Flut den befahrbaren Strand immer kleiner werden ließ. Die 6,5 km am Strand unter 50 km/h im zweiten Gang waren die aufregendsten Kilometer bis hierher. Einige Male verlor der Bulli trotz durchgetretenen Gaspedals bedrohlich an Fahrt und wir sahen uns schon wieder mit der Schaufel in der Hand. Mit einem lauten Jubelschrei erreichten wir das „rettende Ufer“

Hinweisschild, das auf die Notwendigkeit eines Allradantriebs aufmerksam macht

In Puerto Madryn trafen wir Irene und Edwin, die schon seit drei Jahren die Winter in Südamerika verbringen. Wir saßen bis spät in die Nacht zusammen und wurden mit hilfreichen Informationen und spannenden Geschichten von den beiden versorgt. Auch da konnten wir wieder Kitesurfen, allerdings wurden wir nach einer Weile von einem Polizisten vom Wasser geholt. Extra Kitestrände gibt es auch in Argentinien…
Das Highlight der Session war allerdings, dass Beeke beim Kitesurfen den ersten Pinguin gesichtet hat.

PS.
Die erste größere Reparatur haben wir auch schon vollzogen. Unsere Markise hatte sich bei einem Windstoß verabschiedet und sich über den Bulli geschlungen. Der zuerst vermutete Totalschaden bestätigte sich allerdings nicht, mit ein bisschen Fummelei können wir unsere Markise weiterhin nutzen. Noch einmal Glück gehabt. Sie ist mittlerweile zu einem der wichtigsten Ausrüstungsgegenstände geworden.

Strandurlaub in Uruguay

Unsere Reise an Uruguays Küste entlang, vorbei an wunderschönen Stränden und kleinen Ortschaften, führte uns nach La Paloma. Schon von weitem konnten wir drei Expeditions-LKWs erkennen. Diese gehörten deutschen Südamerikareisenden, die durch Corona gestrandet waren und nun ihre Fahrzeuge wieder zurück verschiffen wollten. Abends kamen noch ein Unimog sowie ein weiterer Allrad-LKW hinzu. Wir fühlten uns mit unserem Bulli ganz schön klein und wurden auch nicht so richtig ernst genommen. Abends setzten wir uns zu ihnen und wurden mit Informationen über Uruguay versorgt.

Am nächsten Tag erreichten wir Jose Ignacio und uns ereilte ein kleiner Kulturschock. Aus den kleinen Hütten an staubigen Sandpisten im Norden Uruguays wurden moderne und individuell gestaltete Ferienvillen. Statt verbeulter Blechlauben mit Nummernschildern fuhren nun moderne Autos durch die kleinen Gassen. Wir standen abseits auf einem Strandparkplatz und erkundeten zu Fuß das „Westerland“ Uruguays.

Je näher wir Montevideo kamen, desto dichter besiedelt waren die Landschaften und voller die Strände. Da wir aus unserer Woche in Buenos Aires den Eindruck einer enorm wuseligen und lebendigen Stadt mitgenommen haben, kam uns Montevideo fast schon verschlafen vor. Wir parkten den Bulli direkt an der Rambla, die die 22 Kilometer lange Küstenlinie der Stadt säumt. Zur Stärkung gingen wir in den Mercado de Puerto und aßen Chivitos, das Nationalgericht der Uruguayos. Dies ist eine Art Burger, bestehend aus einem mit Schinken und Spiegelei überbackenen Filet, das zusätzlich mit Gemüse belegt wird. Dazu werden reichlich Pommes serviert. In der tollen Atmosphäre der Markthalle schmeckte es gleich doppelt so gut. Allerdings war das fettige Essen nicht die perfekte Grundlage für ausgedehnte Stadterkundungstouren.

Am darauffolgenden Tag hatten wir die Fähre über den Rio del la Plata nach Buenos Aires gebucht. Wir sollten den Bulli auf dem Hafengelände abstellen und dann in dem nagelneuen Terminal die Ausreiseformalitäten erledigen. Als ich wegen des Boardings zum Auto gerufen wurde, stand ein Mann mit Maßband in der Hand neben dem Bulli und beäugte diesen skeptisch. Wir hatten uns schon gewundert, dass bei der Buchung keine Höhe angegeben werden musste, gingen allerdings davon aus, dass die Fähre auch LKWs transportiert und die Höhe deshalb für uns kein Problem darstellen dürfte. Es handelte sich allerdings um eine Katamarn-Schnellfähre mit einer Durchfahrtshöhe von 2,20m. Durch die freundliche Hilfe eines Mitreisenden konnte ich die Dachbox schnell entleeren und demontieren. Glück gehabt!

Passt!

Die einstündige Fährüberfahrt verlief reibungslos und es war eine coole Erfahrung mit 30 Knoten (über 50 km/h) über das Wasser zu düsen.

Bei der Einreise wurden wir gesondert geparkt und der Bulli musste wieder ordnungsgemäß nach Argentinien eingeführt werden. Diese Prozedur dauerte so lange, dass die Grenzbeamten, die die anderen Fahrzeuge mit Hunden untersuchten, ihren Feierabend herbeisehnten oder uns einen Gefallen tun wollten und uns ohne jegliche Kontrolle passieren ließen.

Wir setzten noch den auf der Fähre kennengelernten Backpacker Fabian vor seinem Hostel ab und „stop-and-go-ten“ uns aus dem Feierabendverkehr in Buenos Aires Richtung Süden.

Durch das Hinterland ans Meer

Nachdem wir den Bulli abgeholt haben, sind wir in Richtung der uruguayischen Grenze gefahren. In Concordia auf der argentinischen Grenzseite haben wir den für die Grenzüberquerung notwendigen PCR-Test gemacht. Der Test lief erstaunlich reibungslos und schnell ab. Schon vier Stunden später hatten wir das Testergebnis und konnten die Grenze überqueren. Das Prozedere hat ungefähr eine Stunde gedauert und beinhaltete auch einen Blick des Zollbeamten ins Auto. Dabei ist er zum Glück nicht auf unsere „Schmuggelware“, also unsere Tomaten, Milch und Käse aufmerksam geworden, so dass wir passieren durften.

Von Salto aus nahmen wir Kurs auf die Ostküste. Das hieß, dass wir das gesamte uruguayische Hinterland durchqueren mussten. Es war schon sehr beeindruckend diese Weite zu sehen. An einigen Stellen versperrte einem kaum ein Baum die Sicht auf den Horizont, der wie auf dem Meer vor uns ausgebreitet schien. In der Weite: vor allem Kühe. Es heißt, dass jede Kuh ungefähr zwei Fußballfelder Platz zum Grasen hätte, uns kam es eher so vor, als wäre es noch mehr.

Kühe unter Palmen
Unendliche Weite

Neben den Kühen sahen wir auch Nandus, einige Gauchos auf ihren Pferden, Flamingos und viele andere exotische Vögel, die wir leider noch nicht zuordnen können.

Es war unglaublich heiß, so dass wir beschlossen bis spät in den Abend hinein zu fahren. So kamen wir in den Genuss eines wunderschönen Sonnenuntergangs. Um ungefähr 0:30 Uhr suchten wir uns in einer kleinen Schotterpiste abseits der Hauptstraße einen Platz zum schlafen, den wir durch das einschalten unseres Parklichts kenntlich machten. Eine halbe Stunde später wurden wir von einem Klopfen an der Tür wach. Zwei uniformierte Polizisten standen vor uns. Sie wiesen uns darauf hin, dass unser Licht noch an sei, und unsere Batterie am nächsten morgen leer sein könnte, wenn wir es nicht ausmachen würden. Wir folgten der Anweisung und verabschiedeten uns nett. Als wir dem Auto hinterhersahen, erblickten wir genau ein funktionierendes Rücklicht.

Am nächsten morgen, der Bulli startete dank des hilfreichen Hinweis der Polizisten wie am ersten Tag, fuhren wir endlich zum Meer. Dabei durchquerten wir auch die Stadt Chuy, deren Hauptstraße Brasilien von Uruguay trennt. So waren wir sogar kurzzeitig in Brasilien.

An der Küste fanden wir in den letzten Tagen viele sehr coole Stellplätze. Ein Highlight war unsere erste Befahrung des Strandes mit dem Bulli. Die vielen kleinen Örtchen, die sich direkt am Meer befinden atmen alle einen coolen Surf-Flair und eine sehr entspannte Atmosphäre. Weil der Wind meistens leider nicht ganz so mitgespielt hat, wie wir uns das vorgestellt haben, konnten wir unsere Kites noch nicht so oft auspacken wie gehofft. Unsere Premiere im südamerikanischen Wasser haben wir jetzt aber, ganz zu unserer Freude, doch hinter uns.

Moritz vor La Paloma

Gestern wurden wir beim Wäsche waschen von einer Frau angesprochen, die wohl aus der Nähe Montevideos kommt und mit Kind und Eltern spazieren fährt. Die Familie war total nett und hat mit Händen und Füßen sehr viel mit uns gesprochen, wir haben probiert so gut es geht zu antworten. Sie haben sich sehr gefreut, dass wir aus Deutschland kommen und haben uns vom Opa selbstgemachte Kühlschrankmagneten geschenkt (5 Stück!), die nun bei uns ihre Aufgabe erfüllen. Zum Abschied, die Familie saß schon im Auto, stieg die Oma noch einmal aus, um uns eine angebrochene Packung Taschentücher zu schenken. Wir haben uns sehr bedankt, wissen aber nicht genau, was das zu bedeuten hat.

Uruguay gefällt uns auf jeden Fall sehr gut, die Landschaft ist toll und abwechslungsreich und die Menschen sind total (gast-)freundlich und interessiert. Wir fahren nun weiter die Küste entlang in Richtung Montevideo. Um wieder nach Argentinien zu gelangen möchten, wir mit der Fähre von Colonia del Sacramento übersetzen.

Strandspaziergang in Richtung Punta del Diablo

Verschiffung nach Zarate

Nach einer Woche Buenos Aires und sehr vielen schönen Eindrücken in dieser riesigen und beeindruckenden Stadt, fieberten wir der Ankunft unseres Bullis entgegen. Die planmäßige Ankunft verschob sich von Sonntagabend auf Montag bis das Schiff am Dienstag den Hafen von Zarate erreicht. Unser Agent Pablo erklärte uns bei unserem Treffen die aufwändigen argentinischen Zollprozedur, die die Bearbeitung der Unterlagen erst zuließ wenn das Schiff vollständig entladen war. Wir verabredeten uns zu Mittwoch am Terminal in Zarate.

Zugfahrt nach Campana

Die rund 100km Entfernung zwischen Buenos Aires und der 100.000 Einwohner Stadt Zarate wollten wir mit dem Zug hinter uns bringen. Auf einem Ausflug in den kleinen Ort Tigre im Westen von Buenos Aires waren wir sehr über die modernen und pünktlichen Züge überrascht.

Die Zugfahrt diesmal erwies als die abenteuerlichste die wir bisher erlebt haben. Beim Umstieg auf der Hälfte der Strecke prallten nun zwei Welten aufeinander. Von einer modernen S-Bahn wechselten wir auf eine alte Diesellok mit zwei rostigen Waggons. Zusammen mit ca 10 anderen Reisenden und zwei bewaffneten Sicherheitsmännern nahmen wir auf klapprigen Sitzen platz. Da keine Klimaanlage vorhanden war, behalf man sich durch die Öffnung aller Fenster – und Türen. Es war schon ein interessantes Gefühl mit einem über 100 km/h schnellen Zug mit offenen Türen zu sitzen. Diese wurden nur zur Durchfahrt eines Slums geschlossen allerdings danach sofort wieder geöffnet.

Da Zarate so gut wie keine Unterkunftmölichkeit bot, buchten wir ein Hotel im 12km entfernten Campana. Die Stadt machte im ersten Moment einen verschlafenen und leicht unheimlichen Eindruck. Wir verbrachten allerdings zwei wunderschöne Abende im bunten Stadttreiben und wurden auch in der Einkaufsstraße fündig.

Mittlerweile hatte sich unser Abholtermin von Mittwoch auf Freitag verschoben. Die 15-minütige Fahrt nach Zarate wollten wir wieder mit dem Zug überwinden. Pünktlich standen wir Freitag gegen 8 Uhr am Bahnhof, der Zug allerdings nicht. Auf Nachfrage, wann der Zug denn kommen würde, erklärte man uns es könne sich um ein Zeitfenster zwischen 45 und 90 Minuten handeln. Um unseren 10 Uhr Termin einzuhalten war dies allerdings zu knapp. Aufgrund fehlender Taxi Infrastruktur versuchten wir ein UBER zu bekommen, nur leider lies sich auch da kein Fahrer finden. Mittlerweile hatte sich eine ganze Traube von ca. 8 Personen um uns geschart und redete auf uns ein. Dabei kamen wir mit unseren Spanischkenntnissen ganz schön ans Limit. Schließlich zauberte ein Sicherheitsmann des Bahnhofs eine Fahrdienst-Karte hervor. Er bestellte uns ein Auto, dass uns nach Zarate bringen sollte. Die Hilfsbereitschaft dieses Mannes rettete uns in diesem Moment.

Heilfroh kamen wir dann doch noch pünktlich um 10 Uhr am Terminal in Zarate an. Der Hafen erwies sich als deutlich größer als ich ihn mir vorgestellt hatte. Er ist sowohl Verladehafen für Volkswagen Argentina und Toyota Argentinia und dementsprechend wurden im Minuten Takt neue Autos angeliefert.
Wir wurden zuerst von Sicherheitsmännern zur obligatorischen Körpertemperaturmessung begleitet.


– Corona Maßnahmen werden in Argentinien sehr ernst genommen, kaum ein Geschäft in dem nicht drauf geachtet wird, dass die Hände ordentlich desinfiziert werden und Fieber gemessen wird-


Danach nahmen wir im Warteraum Platz. Wir hatten von Pablo einen Zettel mit Anweisungen bekommen, die vornehmlich darin bestand auf seinen Mitarbeiter Francisco zu warten und kein Geld zu bezahlen.
Nach zwei Stunden kam endlich Francisco, oder besser gesagt ein Freund von Ihm. Er nahm unsere Papiere an sich und bat uns um
15 Uhr wiederzukommen. In der Zeit sollte unser Bulli vom Zoll gescannt werden. Dies dauerte allerdings wieder zwei Stunden länger als geplant. Um 17 Uhr kam er wieder und wir wurden auf das Hafengelände gelassen. Kurz zuvor hatten wir Ludwig kennengelernt, der ebenfalls sein Wohnmobil nach Zarate verschifft hatte. Gemeinsam mit Ihm wurden wir zu einem Büro gebracht in dem wir die Bestätigung über die temporäre einfuhr eines Touristenfahrzeuges bekamen. Zusammen mit dem umgebauten 4×4 Feuerwehrfahrzeug verließen wir gegen 18:00 das Hafengelände.

Der Bulli befand sich im einwandfreien Zustand. Lediglich der Verlust von etwas Sportkleidung konnten wir feststellen. Ärgerlich, aber durchaus verschmerzbar.