Südlich von Buenos Aires begannen die großen Weiten der Provinz Rio Negro. Wir machten in der Stadt Tandil halt und wollten einen ersten Wanderausflug machen. Die kilometerlange flache Landschaft wurde durch eine Gebirgskette unterbrochen. Leider führte der einzige Wanderweg der Stadt, entgegen unserer Erwartungen, nur über einen kleinen Berg, um eine mit drei Zäunen gesicherte „Gated Community“ und entlang einer lauten Straße.
Allerdings freute sich die freundliche Dame in der Touristeninformation riesig über uns, da wir die ersten ausländischen Touristen seit 1,5 Jahren waren.


Am nächsten Morgen fuhren wir im strömenden Regen an den Strand Monte Hermoso. Nachdem es am Nachmittag aufklarte und sämtliche Pickups und Geländewagen über den Strand bretterten, wollten auch wir unsere Geländegängigkeit testen. Der erste Versuch endete nach 20 Metern. Eine Schaufeleinheit und das erste Mal Luftablassen später waren wir zurück auf der Straße. Für den nächsten Anlauf reduzierten wir erneut den Reifendruck und probierten es mit etwas mehr Gas. Nachdem wir den weichen Sand passiert hatten, lief es auf dem härteren Sand in der Nähe des Wasser richtig gut. Wir vertrauten den Offroadfähigkeiten unseres Autos Runde für Runde mehr, und wagten nun abermals einen Versuch durch den weichen, lockeren und tiefen Sand, der sich unmittelbar neben der festen Piste nahe des Meeres befand. Die Fahrt nahm ein jähes Ende, als das ESP sich einschaltete und das noch fahrende Auto zum Stillstand brachte. Die Vorderräder hatten sich ziemlich tief in den Sand gegraben. Also holten wir wieder unsere Schaufel raus und legten den Bulli Stück für Stück frei. Schon nach kurzer Zeit hielt ein Pickup direkt neben uns, der uns ohne Umschweife und ohne Chance zur Widerrede seine Hilfe anbot. Ehe wir uns versahen hatten wir ein Abschleppseil an der Anhängerkupplung und befanden uns wieder auf festerem Untergund.
Wir hatten uns mit dieser Aktion – Festfahren an einer Stelle, an der die festere und problemlos befahrbare Piste nur drei Meter entfernt ist – ganz schön zum Deppen gemacht, aber auch etwas über unser Auto und die argentinische Hilfsbereitschaft gelernt.



Das Gelernte wendeten wir dann direkt am nächsten Tag in El Condor an der Mündung des Rio Negros an. Mit genügend reduzierten Reifendruck, ausgeschalteten Assistenzsystemen und ordentlich Schwung, schafften wir es direkt an den Strand und verbrachten dort einen wunderbaren Nachmitag, der Wind reichte sogar zum Kiten. Am nächsten morgen spielten wir wieder mit den Offroadkünsten unseres Bullis, sodass schlussendlich sogar die Sandbleche zum Einsatz kamen.



Von El Condor fuhren wir die Küstenstraße direkt am Atlantik entlang. Was als wunderbar geteerte Straße anfing mündete nach nur wenigen Kilometern in einer Wellblechpiste, auf der die maximale Geschwindigkeit, die man sich und dem Fahrzeug zumuten wollte, nicht mehr als 30 km/h betrug. Nach einer längeren Pause stießen wir auf die ersten Warnhinweise, dass die weitere Straße nur für Allradfahrzege befahrbar sei. Beim Blick um die nächste Ecke sahen wir aber, dass selbst ein Allrad-Reisemobil diese Passage nicht meistern würde: die Straße wurde durch eine über 8 m Hohe Sanddüne versperrt.
Nach einigen Recherchen in einschlägigen Apps ergab sich die Möglichkeit die Straße durch eine 6,5 km lange Strandetappe zu umfahren. Wir standen also vor Wahl umzudrehen und somit die 60 km über die desaströse Piste zurückzufahren, oder eben die Strecke über den Strand zu versuchen. Nach einigem hin und her entschieden wir uns für die Strandpassage. Dabei war uns bewusste, dass uns an diesem Tag eventuell kein Fahrzeug mehr auf dem Weg begegnen könnte und die einsetzende Flut den befahrbaren Strand immer kleiner werden ließ. Die 6,5 km am Strand unter 50 km/h im zweiten Gang waren die aufregendsten Kilometer bis hierher. Einige Male verlor der Bulli trotz durchgetretenen Gaspedals bedrohlich an Fahrt und wir sahen uns schon wieder mit der Schaufel in der Hand. Mit einem lauten Jubelschrei erreichten wir das „rettende Ufer“





In Puerto Madryn trafen wir Irene und Edwin, die schon seit drei Jahren die Winter in Südamerika verbringen. Wir saßen bis spät in die Nacht zusammen und wurden mit hilfreichen Informationen und spannenden Geschichten von den beiden versorgt. Auch da konnten wir wieder Kitesurfen, allerdings wurden wir nach einer Weile von einem Polizisten vom Wasser geholt. Extra Kitestrände gibt es auch in Argentinien…
Das Highlight der Session war allerdings, dass Beeke beim Kitesurfen den ersten Pinguin gesichtet hat.
PS.
Die erste größere Reparatur haben wir auch schon vollzogen. Unsere Markise hatte sich bei einem Windstoß verabschiedet und sich über den Bulli geschlungen. Der zuerst vermutete Totalschaden bestätigte sich allerdings nicht, mit ein bisschen Fummelei können wir unsere Markise weiterhin nutzen. Noch einmal Glück gehabt. Sie ist mittlerweile zu einem der wichtigsten Ausrüstungsgegenstände geworden.
Da hält man ja stellenweise die Luft an. Ihr seid sehr mutig. Ich wünsche Euch einen wunderbaren Stellplatz zum 31.12. und nette Menschen, mit denen Ihr den Jahreswechsel feiern könnt.