Small Bulli am Big Apple

In der Nacht vom 03. auf den 04. September, 12 Tage nachdem wir von Port Angeles an der Westküste aufgebrochen sind, erreichen wir New York City. Unser Weg führt uns direkt an den Times Square, wo wir, nach einer halben Stunde im Stau vor der berühmten Kreuzung, unseren Bulli vor den bunten Reklametafeln aufnehmen können. Wir fahren anschließend zu einer Querstraße vom Central Park, wo wir von Nobelapartments umgeben (hier wohnen auch Serena van der Woodsen und Blair Waldorf) einen guten Stellplatz für die kommenden Nächte finden. Hier werden wir sogar am folgenden Tag von einem Passanten willkommen geheißen: „Welcome to the neighborhood“.

Bulli am Times Square.

Weil wir nun in der Stadt sind die niemals schläft machen wir uns auf zur U-Bahn und fahren Richtung Downtown. Es ist kurz vor zwei Uhr in der Nacht als wir an der Grand Central Station aussteigen und durch die Straßen schlendern. Im Theater District rund um den Times Square tobt das Leben und man merkt der Stadt die späte Stunde tatsächlich nicht an. Über den Broadway und die 7th Street gehen wir zurück zum Central Park und auf der 5th Street Block für Block zurück zu unserem Auto.

Am folgenden Tag leihen wir uns City Bikes, mit denen wir zunächst am Hudson River entlang fahren. Uns gefallen die Parkstreifen, die zwischen der Straße und dem Flussufer liegen und die vielen öffentlichen und hoch frequentierten Sportplätze. Am Ground Zero legen wir eine Pause ein und besichtigen das eindrückliche Denkmal, das an diesem Ort geschaffen wurde. Irritierend finden wir die vielen Touristen, die sich mit breitem Grinsen und unzählbaren unterschiedlichen Posen für Erinnerungsfotos direkt am Ort des Gedenkens in Stellung bringen.

Unsere Fahrradtour führt uns am Rathaus der Stadt vorbei über die Brooklyn Bridge auf die andere Seite des East River. Neben vielen kleinen süßen Läden gibt es unter der Manhattan Bridge einen kleinen Flohmarkt, auf dem wir sogar fündig werden. Wir fahren und laufen am Ufer weiter Richtung Norden und landen im kleinen Domino Park in Williamsburg, wo wir die tolle Kulisse Manhattans genießen und uns von der Hitze des Tages erholen. Mit der Fähre und dem Rad machen wir uns auf den Weg zurück zum Bulli und genießen die entspannte Atmosphäre der vielen Restaurants und Bars in der 1st und 2nd Street, die sich langsam füllen.

Insgesamt stellen wir fest, dass New York sicher deutlich mehr Spaß macht, wenn man mehr Geld zur Verfügung hat. Der Eintritt zu jeglichen Attraktionen ist ziemlich kostspielig und auch die Preise in den Restaurants haben sich gewaschen. Wir beschränken uns also größtenteils auch an den Tagen darauf zu Fuß und mit der U-Bahn die Umgebung zu erkunden und entdecken Harlem, den Central Park und einen großen Teil von Midtown. Außerdem fahren wir mit der Fähre nach Staten Island. Diesen Ausflug unternehmen wir in erster Linie deshalb, weil die Fähre an der Freiheitsstatue vorbeifährt. Wir erwischen nach der schweren Hitze, die über der Stadt liegt auch einen kompletten Regentag, den wir im Museum of Natural History und einer Sportsbar verbringen.

Besonders schön ist es dann noch Sophie, eine Freundin von mir, die mit mir in Rostock studiert hat, zu treffen und nach elf Monaten das erste Mal wieder zu sehen. Von hier aus fängt ihre große Reise an, sie plant ebenfalls für ungefähr zehn Monate unterwegs zu sein.

Bevor Moritz und ich die größte Stadt Amerikas wieder verlassen fahren wir nach Queens, um im Baseball-Stadion der New York Mets ein MLS Spiel des New York City FC anzusehen. Wir parken zwei Kilometer vom Stadion entfernt und laufen durch das Viertel zum Stadion. Wir fühlen uns nach Lateinamerika zurückversetzt: Alles ist voller spanischer Texte. Die Restaurants haben wieder „Pollo al horno“ (gekochtes Hühnchen) im Angebot und es läuft spanische Musik durch große Lautsprecher auf den Stufen vor den kleinen Krimskrams-Läden. Im Stadion ist dann „Noche Latina“ und die Stadiondurchsagen werden auf englisch und auf spanisch gemacht. Die Stimmung ist für das nur spärlich gefüllte Stadion gut und wir sehen ein unterhaltsames Fußballspiel.

Unser erster Stopp nördlich von New York City ist Hampton Beach, schon nördlich von Boston. Wir hätten auch nichts dagegen gehabt für diese schöne Region mehr Zeit zu haben, das war aber bei dem von uns gesteckten Rahmen leider nicht möglich. Wir verbringen schöne Abende in den kleinen Städtchen Portsmouth und Belfast, essen leckeres Eis und guten Salat und laufen durch die kleinen belebten Straßen der Orte. Diese Region gehört mit zu den Orten an die ich sehr gerne nochmal wiederkommen möchte (da haben sich allerdings schon einige angesammelt).

In einem der vielen Outlet-Center freuen wir uns über die guten Angebote und sahnen Schnäppchen ab, bevor wir auf einer Seeterrasse ein Hummer Sandwich verspeisen. Im Acadia National Park machen wir eine kurze Wanderung entlang der beeindruckenden wilden Küste bevor wir am 10. September über die Grenze nach Kanada fahren – die letzte Grenze unserer Reise.

Durch den mittleren Westen zu den Niagarafällen

Nach einem „reichhaltigen“ amerikanischen Frühstück brechen wir zu unserer ersten Etappe in Richtung der Ostküste auf. Die ersten 50 km fahren wir noch gemeinsam, bis sich dann unsere Wege trennen. Über Funk verabschieden wir uns und fahren auf die Interstate 90 Richtung Osten. Während eines kurzen Pausenstopps nehmen wir ein Zischen am rechten Vorderrad war. Bei genauerer Betrachtung stellen wir fest, dass Luft aus dem Ventil entweicht. Es ist der Reifen der bereits drei Mal geflickt worden ist. Das Ventil hat das häufige rein und rausdrehen wohl doch nicht ganz überstanden. Allerdings sind wir seit der letzten Panne in Peru auch gute 25.000 km gefahren. Beim Hervorholen des Ersatzrades wird der enorme Profilverlust deutlich. In der Mittagshitze Washingtons wechseln wir das Ersatzrad und treten danach unsere Weiterfahrt an. Gegen Abend erreichen wir Montana und übernachten am Parkplatz eines Skigebiets auf der Grenze zur Idaho neben einer Pistenraupe, die dort in ihrem Sommerschlaf ruht.

Der nächste Tag beginnt früh, beim Frühstücksstopp entdecken wir durch Zufall die Grant-Kohrs Ranch. Eine alte von deutschen Auswanderern gegründete Ranch, die zum belebten Museum erweckt wurde und als National Historic Site der Öffentlichkiet zugänglich gemacht wird. Wir besichtigen das Gelände und bekommen vom Hufschmied die verschiedenen Hufeisentypen erklärt. Ein schöner Zwischenstopp auf der langen Autofahrt durch Montana.

Am Abend finden wir einen einsamen Stellplatz circa eine Stunde vom Yellowstone Nationalpark entfernt. Von dort starten wir am nächsten Tag in Amerikas ältesten Nationalpark. Wie schon öfter beobachtet sind die Straßen und Parkplätze überlaufen. Verlässt man aber das Auto und begibt sich auf eine der vielen Wanderrouten, hat man die wunderbare Natur für sich allein. Kein Wunder, das fast jedes Geschäft eigenen Drive Thru hat.

Nach der Wanderung parken wir den Bulli an einem Flussufer und lassen den Tag ausklingen, als eine Familie in das neben uns geparkte Auto einsteigen möchten. Die beiden Kinder begutachten neugierig unseren Bulli und stehen kurze Zeit später in ihm. Voller Begeisterung wollen sie alles erklärt bekommen und als sie Beekes Kuscheltiere entdecken kennt die Freude keine Grenzen mehr.

Nach einem netten Gespräch werden wir von Sharareh und Reza, den Eltern der Zwillinge, zum S`Mores machen in deren Ferienhäuschen eingeladen. Da wir noch keinen Campingplatz gebucht haben, nehmen wir die Einladung dankend an. Der einsetzende Regen verhindert ein zusammensitzen am Lagerfeuer und so verbringen wir den Beginn des Abends in ihrem Ferienhäuschen. Sharareh und Reza stammen aus dem Iran und leben seit 20 Jahren in Florida. Es ist ein wunderschöner Abend und später können wir uns sogar doch noch ans Lagerfeuer setzen. Als wir gehen wollen, bieten die beiden uns an in dem freien zweiten Schlafzimmer ihres Häuschens zu übernachten. Dieses Angebot nehmen wir dankend an und genießen den Luxus eines großen gemütlichen Bettes. Nach einem Frühstück verabschieden wir uns und sind begeistert von der Gastfreundschaft der Familie.

Zurück im Park besuchen wir die Geysire und heißen Quellen und laufen dabei in großen Menschenmassen die Rundwege ab. Highlight ist der Old Faithful Geysir der ungefähr vier Mal täglich ausbricht. Das fast auf die Minute vorhergesagte Spektakel ist schon beeindruckend. Interessant ist auch zu beobachten wir ein Großteil der Besucher nach dem etwa fünfminütigen Ausbruch applaudieren. Ob sie das bei anderen Naturschauspielen wohl auch tun?

Da auch hier Wildcampen verboten ist, stehen wir auf einem Campingplatz des Nationalparks. Mit seinen über 400 Stellplätzen ist er nicht gerade gemütlich aber für eine Nacht okay. Auf dem Weg zu den Lower und Upper Yellowstone-Falls am frühen Morgen sehen wir mehrer Bison-Herden und sogar einzelne Tiere die sich nah an den Bulli trauen! Gegen Mittag verlassen wir den Nationalpark Richtung Osten und machen eine Schreibpause in einem McDonalds in dem Städtchen Cody. Bei WLAN und Klimatisierung arbeiten wir an unseren Blog-Einträgen.

Jeden Abend findet in Cody eine Rodeo-Show statt. Diese wollen wir uns, jetzt da wir im mittleren Westen angekommen sind, nicht entgehen lassen. Im tief republikanischen Wyoming wird die Show standesgemäß eröffnet, neben Nationalhymne wird auch eine Lobeshymne auf das Vaterland gehalten. Begleitet von einer Reiterin mit übergroßer amerikanischer Flagge. Nachdem einige Witze über Joe Biden unter der grölender Zustimmung der Zuschauer gemacht wurden, geht das Spektakel los. In mehreren Disziplinen wird eine Show geboten. Skurriles Highlight war die Mitmach-Aktion für Kinder, die daraus bestand ein rotes Tuch, das einem Kalb umgebunden wurde zu schnappen und es dem Rodeoclown zu bringen. Der Preis für den Sieger – wie könnte es anders sein – ist ein Fast-Food-Gutschein.

In South Dakota wird die Landschaft wieder sehr grün und kleine Flüsse winden sich an den Straßen entlang. Wir fahren zum Mount Rushmore, der Gedenkstätte der vier Gründungsväter der USA. Die in den Felds gehauenen Büsten sind von einer Terrasse aus zu besichtigen. Es herrscht ein reger Andrang. Vor allem auf die Souvenirläden, die „patriotische“ Fanartikel verkaufen.

In Minnesota legen wir in der kleinen Stadt Albert Lea eine Pause ein. Wir verbringen den Tag in einem Park am See und möchten eigentlich auch hier übernachten. Gegen ein Uhr nachts werden wir allerdings von einem Polizisten geweckt, der uns freundlich bittet den Park zu verlassen. Somit stehen wir, wie schon des öfteren, die Nacht auf einem Walmart Parkplatz, wo das Parken über Nacht geduldet wird. In Wisconsin erreichen dann wir wieder das Aldi-Land und freuen uns über die deutsche Schokolade.

In der Abenddämmerung erreichen wir Chicago. Mit einer Pizza setzen wir uns an den Riverwalk und betrachten die tolle Skyline. Chicago gefällt uns. Mit keiner großen Erwartung hineingefahren, sind wir überrascht von der tollen Atmosphäre der Stadt am Wasser. Das es sich hierbei „nur“ um den Lake Michigan handelt und nicht um den offenen Ozean ist aufgrund der unfassbaren Größe des Sees nicht zu erkennen. Wir besuchen am nächsten Tag den kostenfreien Lincoln Zoo und gehen am Stadtstrand im herrlichen Wasser baden. Die Uferpromenade ist von vielen Yachthäfen und Wassersportlern gezeichnet, die der Stadt einen coolen Vibe geben.

Mit sehr schönen Eindrücken aus der Großstadt fahren wir in Richtung Lake Erie. Entlang des Sees erstrecken sich kleine nette Dörfer mit vielen Erholungsparks direkt am Seeufer. Über Cleveland erreichen wir die Niagarafälle, die wir sowohl zum Sonnenuntergang als auch zum Sonnenaufgang betrachten können. Zum Sonnenaufgang haben wir die Besucherterrasse fast für uns allein und können das Naturschauspiel beobachten.

Von hier aus sind es nur noch 600 km bis nach New York City!

Über die Sunshine Coast in den Olympic Nationalpark

Nachdem wir am 06. August mit Dawson Creek den nördlichsten Punkt unserer Reise erreicht haben, orientieren wir uns wieder in Richtung Süden. Noch immer in Begleitung von Dennis und Maria möchten wir zur „Sunshine Coast“ nördlich von Vancouver und von dort dann nach Vancouver Island übersetzen. Zunächst finden wir aber (wieder einmal) einen wunderschönen Stellplatz in der Nähe der Siedlung Hixon. Wir stehen direkt am spiegelglatten Lake Chubb auf einem kostenlosen Campground. Wie schon so oft freuen wir uns über diese unglaubliche Infrastruktur aus kostenlosen oder zumindest kostengünstigen Campingplätzen, die wir in den USA und Kanada vorfinden. Nach einem schönen Abend bleiben wir auch den darauffolgenden Tag bis abends auf dem Platz, schwimmen, spielen Doppelkopf und lesen, bevor wir über eine mehr oder weniger aufregende Strecke wieder zur Hauptstraße und weiter Richtung Süden fahren.

Doch nicht so tief wie gedacht.

Die Straße schlängelt sich nun entlang wunderbarer Seen und wir können immer wieder Blicke auf die schneebedeckten Berge der Kaskadenkette des Küstengebirges erhaschen. Wir möchten eine Wanderung zu den drei Joffre Lakes machen, was uns aber verwehrt wird, weil wir keine Reservierung haben, die man benötigt, um Zugang zum Wanderweg zu bekommen. Stattdessen fahren wir auf direktem Weg weiter nach Whistler, dem Ort der Ski-Abfahrts-Wettbewerbe der Olympischen Spiele 2010 in Vancouver. Im Winter ein Ski-Paradies ist die Stadt zu unserer Besuchszeit von Mountainbikern übersäht. Die Skipisten sind Dirtparks und überall gibt es Ausrüstung zu kaufen oder zu leihen.

Mountainbike-Action in Whistler.

Abends kommen wir wieder an der pazifischen Küste, beziehungsweise dessen Ausläufer in Form des Fjords Howe Sound an. Wir würden hier in Squamish gerne am nächsten Tag kitesurfen gehen und fahren deshalb zum lokalen Kitespot, um uns diesen anzusehen. Als wir ankommen ist es windstill, wir treffen aber auf zwei Kiter, die wir zu den Bedingungen befragen können. Wie wir schon von der Website des Spots wissen benötigt man eine Kite-Erlaubnis, die man für 50 $ pro Person erwerben kann. Darin enthalten ist der Transport von Kiter und Material zur kleinen Insel, auf der die Aufbau- und Startzone ist und jegliche Art von „Rettung“ durch Jetskis. Wir erfahren, dass es Wind wegen des thermischen Effekts und des Aufbaus des Fjordes eigentlich immer gebe, wenn auch die Sonne scheint. Moritz und ich überlegen hin und her, ob es uns die 100 $ wert ist, an diesem besonderen Ort mit schneebedeckten Bergen in Sichtweite zu kiten. Der Blick auf den Wetterbericht erleichtert uns dann die Entscheidung: es soll am nächsten Tag bewölkt sein und immer wieder auch regnen. Mit der Aussicht am Nitinat Lake auf Vancouver Island kiten zu können, einem Kitespot, der uns von vielen Kitern entlang unseres Weges empfohlen wurde, können wir es verkraften weiterzufahren. Wir setzen noch am gleichen Abend von Horseshoe Bay über den Howe Sound Fjord nach Gibsons über. Wir sind an der Sunshine Coast angekommen!

Entlang der Küste reihen sich viele kleine (ehemalige) Fischerdörfer auf, die von wunderschöner Natur umgeben sind. Wir schlendern durch die Örtchen und wandern durch die angrenzenden Wälder. Bei Egmont können wir die Skookumchuck Narrows beobachten, das sind Stromschnellen, die durch die Gezeit entstehen. Die Strömung erreicht Geschwindigkeiten von bis zu 32 km/h, wir stehen damit an der zweitschnellsten Gezeitenstromschnelle der Welt. Wir fahren bis zum Dorf Lund, das letzte Dorf an der Küste bevor die Wildnis beginnt, und finden einen tollen Stellplatz an der Steilküste.

Von Powell River geht es am nächsten Tag auf die Insel Vancouver Island. Im Pacific Rim National Park wandern wir ein Stück an der wilden Pazifikküste entlang und profitieren davon, momentan mit zwei Autos unterwegs zu sein. Wir stellen ein Auto am Ende des Küstentrails ab und fahren gemeinsam zum Ausgangspunkt der Strecke. So können wir ein längeres Stück gemeinsam in eine Richtung wandern. Leider können wir zwischen den vorgelagerten schroffen Felsen keine Wale erspähen, obwohl wir immer wieder anhalten, um Ausschau zu halten.

Nach etlichen tausend Kilometern auf guten Straßen haben wir auf dem Weg zum Kitespot mal wieder Schotterpisten vor uns. Aber selbst die sind in einem so annehmbaren Zustand, wie wir ihn uns im zentral- und südamerikanischen Teil unserer Reise das ein oder andere Mal kaum zu träumen gewagt haben.Der Kitespot liegt am Nitinat Lake, der allerdings, anders als der Name vermuten lässt, einen Zugang zum Pazifik hat. Auf dem Campingplatz angekommen frühstücken wir und warten darauf, dass der Wind zunimmt, was bei Sonnenschein früher oder später der Fall sei, wie wir uns von den anderen Campern, die fast ausschließlich ebenfalls zum kitesurfen hier sind, sagen lassen.

So kommt es auch und wir haben gute Kitesessions. Vor allem können wir die guten Bedingungen am Spot ausnutzen, um Dennis weiter zu schulen. Es ist Sideshore-Wind, das heißt der Wind bläst parallel zum Ufer. Wir schicken Dennis in Luv ins Wasser und er treibt beim Üben entlang des Ufers nach Lee. Dort, am Ende des Kite-Strandes, sammeln Moritz oder ich ihn dann ein, tauschen und fahren wieder zum Ausgangspunkt, wo wir Dennis erneut an den Kite hängen. Während Dennis am Ufer zurückläuft, bekommt er Instruktionen, Lob und High-Fives, er macht es nämlich echt gut und wir freuen uns über seine Fortschritte. Auch den nächsten Tag verbringen wir so und sind glücklich darüber, diesen unglaublichen Sport schon an so vielen atemberaubenden Orten ausgeübt zu haben (danke für´s Beibringen Papa!).

Sehr gut, Dennis!

Vom Kitespot geht es dann weiter nach Victoria, der Hauptstadt von Bristish Columbia, wo wir eine Nacht verbringen wollen. Es gefällt uns gut durch die Straßen und entlang der Uferlinie zu laufen und das gute Wetter zu genießen. Trotz der hohen Preise gönnen wir uns dann auch einen Kneipenbesuch, vor allem Moritz und ich freuen uns bei dieser Gelegenheit mal wieder auf das gute alte deutsche Bier.

Früh am nächsten Morgen setzen wir mit der Fähre wieder zum Festland über und fahren nach Vancouver. Mit einem straffen Besichtigungsprogramm geht es zum Teil auf Leihrädern, zum Teil zu Fuß durch die Stadt, die uns gut gefällt – Städte am Wasser haben einfach Stil! Den Abend verbringen wir als fast einzige Gäste in einem indischen „All you can eat“-Restaurant, wobei uns beim Aussuchen des Restaurants der „All you can eat“-Part deutlich wichtiger als der indische Part war, und schlagen uns die Bäuche voll. Der nächtliche Spaziergang zurück zum Stellplatz hilft sehr beim Verdauen.

Am Morgen des 18. August fahren wir von Vancouver Richtung Süden, einmal an Seattle vorbei und zu einem kleinen Bahnhof mitten im Nichts. Hier wartet Dani schon auf uns, die ihren USA-Aufenthalt nach einem Familienurlaub und dem Besuch bei ihrer Gastfamilie gemeinsam mit uns ausklingen lassen möchte – ganz zu unserer Freude! Für vier Nächte sind wir also zu fünft unterwegs. Wir fahren nach Port Angeles, dem Tor zum Olympic Nationalpark im äußersten Nordwesten der USA (bis auf Alaska), wo wir auf das Wiedersehen anstoßen und uns für die nächsten Tage proviantieren, die wir im Nationalpark verbringen möchten.

Bei unserer Planung müssen wir nun berücksichtigen, dass wir immer auch Platz für das kleine Zelt von Dani brauchen, deshalb ist es gut möglichst früh am Tag zu wissen, wo man die Nacht verbringen kann. Das stößt uns aber leider auf Schwierigkeiten. Die Campingplätze des Nationalparks sind ausgebucht und nicht mehr reservierbar und auch bei den Plätzen außerhalb wird es eng. Trotzdem finden wir für jede Nacht ein annehmbares Plätzchen und können sogar zwei Mal Lagerfeuer machen. Dani führt uns in die amerikanische Kultur ein und bereitet S’Mores vor, das ist die Kombination aus einem über dem Feuer gegrillten Marshmallow und einem Stück Schokolade, die zwischen zwei Kekse geklemmt und dann dann genossen werden. Der Name kommt daher, dass man immer „some more“ möchte.

Nachdem wir vom Rialto Beach aus ein Stück der Küstenwanderung hinter uns gebracht haben und der kleinen Stadt Forks, die als Kulisse der Twilight-Welt diente, einen Besuch abgestattet haben folgt mein Highlight der Zeit zu fünft: die Wanderung zum Lake Angeles. Wir machen es uns hier erneut zu nutzen, dass wir ein Auto am Ende des Weges abstellen können und es uns so möglich ist eine Strecke und nicht nur einen Rundweg zu laufen. Der Weg zum See führt ziemlich steil bergauf. Der Blick, der sich uns dann aber auf diesen stillen Bergsee in mitten der rauen Landschaft bietet, belohnt jede Anstrengung auf dem Weg hinauf. Die Sonne scheint warm vom Himmel, weshalb wir es uns nicht nehmen lassen eine Runde im See zu schwimmen. Nach der Pause am See wandern Dennis, Maria und Moritz über den Mount Angeles weiter zum Ende des Wanderwegs, während Dani und ich umkehren. Danis Corona-Erkrankung ist noch nicht lange her und hat sich beim Aufstieg zum See ganz schön bemerkbar gemacht, weshalb wir uns den noch steileren zweiten Abschnitt der Wanderung sparen und stattdessen den Abstieg nehmen.

Nach einem schönen letzten Abend müssen wir uns am Morgen des 22. August von Dani verabschieden und fahren zu viert in Richtung Osten. Wir frühstücken „echt amerikanisch“ in einem Diner und müssen uns dann, nach sechs gemeinsamen Wochen, auch von Dennis und Maria trennen. Für Moritz und mich steht nun die Durchquerung der Vereinigten Staaten an. Auf den 5000 km, die vor uns liegen ist unser erstes Etappenziel der Yellowstone National Park.

Zu viert Richtung Norden

Der Highway 101, dem wir ab San Francisco weiter folgen, führt durch den Redwood Nationalpark. Immer wieder führen kleine Abstecher der Straße durch die Wälder, die von die riesigen Redwood-Bäume beherrscht werden. Vor allem die „Avenue of the Giants“, die ihrem Namen alle Ehre macht, ist überwältigend.
Dort kommen wir mit einem Pärchen aus dem asiatischen Raum ins Gespräch. Sie haben unser deutsches Kennzeichen an dem Rotenburg Wümme Aufdruck am Kennzeichenhalter erkannt. Ganz stolz erzählen sie uns, dass Sie Rotenburg kennen. Allerdings meinen sie wohl Rothenburg ob der Tauber, das wohl größte Touri-Dorf Deutschlands. Witzigerweise ist uns dies schon in einem Deutschland-Reiseführer bei der Familie Pelaez in Kolumbien aufgefallen. Keine der dort beschriebenen Reiseroute ließ Rothenburg aus. Es wurde dabei in einem Atemzug mit Berlin und München genannt.
In Oregon führt der 101 Highway wieder an die Küste. Es geht vorbei an rauer Pazifikküste und kleinen Hafenstädtchen. Genau danach haben wir uns gesehnt, als wir völlig verschwitzt im schwülen Panama saßen.
Da wir in zwei Tagen Besuch bekommen, suchen wir eine Selbst-Waschanlage und bringen den Bulli zum Glänzen. Unter dem Dreck, der seit der Verschiffung nach Panama am Bulli hängt, kommt ein richtig schickes Auto zum Vorschein.


Mit einem frisch gewaschenen Auto machen wir uns auf den Weg nach Hood River. Die kleine Stadt am Columbus River wurde uns schon seit San Francisco von der Kitesurf-Community empfohlen. Hier wollen wir am nächsten Tag kiten gehen. Zuvor allerdings erwarten wir mit großer Vorfreude Dennis und Maria. Die beiden haben sich für ihren sechswöchigen Urlaub in Seattle einen SUV gekauft und mit einem Bett versehen. Zusammen wollen wir dann gemeinsam die USA und Kanada erkunden.
An einem Stellplatz in den Bergen hinter Hood River erwarten wir ihre Ankunft. Nach einem schönen Wiedersehens-Abend machen wir uns am nächsten Tag auf, um den Kitespot auszuchecken. Kiten während man im Hintergrund schneebedeckte Berge sieht, ist ein bisher einmaliges Erlebnis für uns. Auch Dennis kommt mit unserer Hilfe in den Kitesurf-Genuss, obwohl dieser Kite-Spot alles andere als anfängerfreundlich ist. Nach einem weiteren Kite-Tag machen wir uns auf den Weg weiter nach Norden. Die Landschaft ändert sich schlagartig. Die dichten Nadelwälder lichten sich und nach ein paar Kilometern befinden wir uns mitten in der Wüste.


Um die Kommunikation mit den beiden Autos zu vereinfachen, haben wir zwei Walkie-Talkies angeschafft. Über diese werden wir nach einem Anstieg informiert, dass sich die Anzeige der Motor-Temperatur im roten Bereich befindet. Beim Anhalten tropft Kühlflüssigkeit aus dem Mazda. Bereits zwei Tage zuvor war ein Kühlerschlauch gerissen. Diesen konnten wir zwar reparieren, nur stehen wir diesmal nicht auf einem ruhigen Stellplatz, sondern an einer vielbefahrenen Straße. Sofort kommt ein Trucker zur Hilfe und bietet neben Kühlwasser auch eine Info zur nächsten Tankstelle an. Wir beschließen den Mazda mit dem Bulli bis zur nächsten Tankstelle abzuschleppen. Unter der Absicherung des Truckers, der mit Warnblinklicht hinter uns her zuckelt, erreichen wir einen ruhigen Parkplatz. An der Tankstelle erkennen wir die Ursache des Problems: ein weiterer Schlauch hat Risse bekommen. Ich fahre mit Dennis zum 20 km entfernten Landmaschinenhandel der auch KFZ-Ersatzteile führt. Wir bekommen alle nötigen Teile und nach circa drei Stunden sind wir wieder mit zwei funktionierenden Autos auf der Straße. Den aufregenden Tag lassen wir bei ein paar Bier und mexikanischem Mezcal ausklingen. Der nette Abend wird uns in Erinnerung bleiben, vor allem als wir um 8:00 Uhr von der Polizei geweckt werden. Der äußerst nette Beamte hat Sicherheitsbedenken um uns und so müssen wir den Platz räumen.


Die nächsten Tage verbringen an wunderschönen Campingplätzen, die meist an Seen gelegen sind. Wir lesen und baden viel und fahren in kleinen Schritten Richtung Montana und dort in den Glacier Nationalpark. Die Abende verbringen wir oft mit Doppelkopf und halten jedes Mal den Spielstand fest, was sich als keine so gute Idee herausstellt.

Im Glacier Nationalpark fahren wir die spektakuläre Going-to-the-sun-Road. In vielen Serpentinen windet sich die Straße durch die Berge und vorbei an den vielen Gletscherfeldern. Hier ist der Rückgang der Gletscher in den Rockys dramatisch zu sehen. Bis 2030 sollen alle Gletscher aus den Rocky Mountains verschwunden sein. Da wir keinen Platz auf einem der Campingplätze im Nationalpark reserviert haben, fahren wir verschiedene an und ergattern mit Glück den letzten freien Platz. Die Rangerin erklärt uns, dass auf dem Platz Zelten aufgrund der Bären verboten sei. Diese Verbot gilt aber scheinbar nur für unseren und den Nachbarstellplatz. Auf dem Rest des Campingplatzes stehen dutzende Zelte. Von der Anwesenheit der Bären können wir uns aber direkt selbst überzeugen lassen. Bei der Anfahrt zum Platz sehen wir einen kleinen Schwarzbär, der am Straßenrand durch die Wiese streift. Vom Campingplatz brechen wir am nächsten Tag im Morgengrauen zu einer Wanderung auf. Mein Knie hat nach den vielen Kitetagen keine Lust darauf und lässt mich umkehren. Maria, Dennis und Beeke erleben dafür eine großartige Wanderung in Begleitung vieler kleiner Präriehunde.

Der Glacier Nationalpark befindet sich auf der Grenze zu Kanada. Da die Grenze im Park geschlossen ist, verlassen wir den Park und machen uns auf zur Grenze nach Kanada. Wir erreichen somit das nördlichste Land unserer Reise. Die Grenze ist die mit Abstand unkomplizierteste der ganzen Reise. Im Auto sitzend wird nur der Pass gestempelt und wir dürfen passieren. Die Lebensmittel sind hier zwar etwas teurer, dafür ist der Dieselpreis günstiger als in den USA.

In Calgary, der viertgrößten Stadt Kanadas, wird mal wieder das Hemd aus den Tiefen des Bullis gekramt und wir machen uns stadtfein. Wir finden schnell ein cooles Restaurant, das neben guter Pizza auch hervorragende Muscheln auf den Tisch bringt. Im Dunkeln erkunden wir die Stadt, die durch die vielen beleuchteten Hochhäuser faszinierend aussieht.

Von Calgary aus geht es vorbei an den Stätten der Wintersportspiele und auf den Icefield Parkway. Ein kurzer Abstecher in den Peter Lougheed Provincial Park bringt uns an einen tollen Bergsee. Den Tag verbringen wir im Park, bis uns die Situation der ausgebuchten Campingplätze dazu zwingt den Park wieder zu verlassen und in Canmore auf dem Parkplatz eines Tim Hortons zu übernachten. Am nächsten Tag fahren wir den Icefield Parkway weiter durch die Nationalparks Banff und Jasper. Die Aussichten sind zwar echt schön, allerdings sind die Parks völlig überlaufen: auf einer Aussichtsplattform werden wir von einer Reiseleiterin zur Seite gedrängt, damit ihre asiatischen Klienten schnell ein Foto machen können. Sie hätten Termine und müssten schnell weiter, nach dem Motto: „Kanada in 3 Tagen“. Uns kamen schon die deutschen Backpacker in Zentralamerika befremdlich vor, die immer davon redeten Städte oder Attraktion zu „machen“ satt sie zu besuchen oder zu bereisen („Habt ihr auch den Vulkan xy gemacht?“). Dies allerdings legt noch eine Schippe drauf.

In Grande Prairie nördlich der Nationalparks wird aus einer spontanen Dusche ein ganzer Tag im Sportcenter der Kleinstadt. Eigentlich wollten wir nur einen Zugang zur Dusche erwerben, entscheiden uns dann aber für das komplette Programm und können so Squash spielen, Fitnessgeräte benutzen und das Schwimmbad mit mehreren Rutschen besuchen. Ein lustiger Tag in dem umfangreichen Sportcenter, der nebenbei noch über zwei Eisfelder fürs Eishockey-Training verfügt.

Mit Dawson Creek erreichen wir den nördlichsten Punkt unserer Reise. Die Stadt befindet sich auf dem 55. Breitengrad, wir sind somit 10 Breitengrade weiter vom Äquator entfernt als wir es am südlichsten Punkt unserer Reise waren. Über 11.000 km Luftlinie trennen uns von Ushuaia auf Feuerland. In Dawson Creek beginnt der Alaska Highway. Für uns reicht es aber nur für ein Foto am Mile Zero Point. Ab jetzt geht es wieder Richtung Süden.

Der nördlichste Punkt ist erreicht!

Kalifornien – von LA nach SF

Unser erster Stopp in der Metropolregion Los Angeles ist Laguna Beach, etwas südlich des Ballungsgebiets. Wir frühstücken auf einer Bank direkt am Meer, schlendern durch das kleine Örtchen und springen das erste Mal seit langer Zeit (südliches Mexiko) wieder in den Pazifik. So haben wir uns Kalifornien vorgestellt! Ein Eis leisten wir uns aber nicht, die Preise von acht Dollar pro Kugel schrecken uns zu sehr ab – willkommen in Kalifornien.

Wir fahren immer an der Küste weiter in Richtung Norden und landen abends in Huntington Beach, einem der berühmten Surfstränden von Los Angles, und wir haben Glück: es ist Wind! Also parken wir direkt am Strand, ziehen uns unsere Neoprenanzüge an und gehen vor der Großstadtkulisse kiten. Danach genießen wir den Sonnenuntergang über dem Pazifik und freuen uns einfach darüber wieder am Meer zu sein.

Am nächsten Tag möchten wir die Queen Mary besichtigen, die in Long Beach liegt, werden aber enttäuscht: sie ist für Besucher geschlossen. Auf die Nachfrage beim Wachmann, ob die Corona-Pandemie der Grund für die Schließung sei, nickt er, schüttelt dann den Kopf und zuckt mit den Schultern: „It is a long story!“. Wir lassen das bei der Verzweiflung in seinem Blick mal lieber so stehen und verbringen dann einen schönen Nachmittag vor unserem Bulli mit Blick auf das imposante Schiff und die Bucht.

Sowohl meine, als auch Moritz Eltern waren vor Jahrzehnten mal in den Universal Film Studios in Hollywood und haben uns jeweils davon vorgeschwärmt. Ganz zu unserem Glück haben sie uns dann auch den Eintritt zu dem Freizeitpark zu unseren Geburtstagen geschenkt, weshalb wir dort einen Tag verbringen dürfen. Wir stehen also pünktlich zur Parköffnung vor den Toren und sind mit die Ersten im Park. Ich habe mich vor dem Besuch akribisch vorbereitet und deshalb einen guten Ablaufplan für den Tag. Wir besuchen beeindruckende 3D-Fahrgeschäfte, bei denen ich Moritz nachträglich in den filmischen Hintergrund einführe. Er kann sich nämlich nicht so wirklich erklären, warum wir von Autos, die zu riesigen Robotern mutieren, durch die Luft geschleudert werden. Dafür hat er bei der Harry Potter-Themenwelt seinen Spaß und freut sich über die überdimensionalen Spinnen, die uns beim Flug über das Hogwarts-Gelände ganz nahe kommen, ich kann sie komischerweise nicht sehen, vielleicht wegen meiner immer wieder geschlossenen Augen – ganz zu Moritz Belustigung.

Ein weiteres Highlight stellt dann die berühmte „Studio-Tour“ dar. Wirklich unglaublich, wie echt sich die Reise in den Jurassic-Park und die Verfolgungsjagd in der Welt von Fast & Furious anfühlen. Fast am eindrucksvollsten ist aber die U-Bahn-Station-Szene aus dem Film „Earthquake“ von 1974 (von der vor allem unsere Väter immer wieder erzählten). Hier ist alles „echt“ – und kann beliebig oft wieder zerstört und geflutet werden, ganz ohne 3D-Brille. Auch die Action-Show in der Waterworld-Kulisse ist einfach unglaublich. Wir sehen tolle Stunts, viele Explosionen und Special Effects.

Wir wurden sehr gut unterhalten

Irgendwann sind wir völlig reizüberflutet und gehen zurück zum Auto. Mit der U-Bahn fahren wir nach abends nach Koreatown. Es ist ein cooler und überhaupt nicht touristischer Stadtteil mit unzähligen kleinen Restaurants. Den Blick auf die Speisekarten kann man sich oft sparen, koreanisch beherrschen weder Moritz, noch ich und nur auf wenigen Karten steht auch die englische Übersetzung der Gerichte. Zu unserer Überraschung sind die Preise aber auch hier und auch an einfachen „Straßenbuden“ für uns unverhältnismäßig hoch – gerade bei dem im Vergleich zum Dollar schwachen Euro. In einem großen und modernen koreanischen Supermarkt werden wir dann aber doch noch fündig. Die lebenden Meeresfrüchte und allerlei Anderes, für uns undefinierbares, lassen wir links liegen, kaufen dafür aber unter anderem eine exotische Nussmischung. Diese essen wir allerdings nach einem Blick auf den auf der Packungsrückseite aufgeklebten Sticker nicht auf – der Verzehr könne zu Unfruchtbarkeit führen. Wir hätten nicht gedacht, dass ein solches Produkt trotzdem „einfach so“ in einem Supermarkt in den USA gekauft werden kann.

Der weit glücklichere Kauf in Los Angeles ist der „Omnia-Backofen“, ein Aufsatz für unsere Gaskocher, der durch seinen Aufbau einen Backofen mit Ober- und Unterhitze simuliert. Wir bereuen schnell, dass wir diesen nicht von Beginn an im Gepäck hatten. Wir sind wirklich begeistert von dem Ofen und benutzen ihn oft – in erster Linie um darin Brot zu backen. Mit echter deutscher Brotkruste, Geschmack und Inhalt!

Bei unserer weiteren Fahrt durch die riesige Metropolregion, setzen wir natürlich auch noch einen Fuß auf den berühmten Long Beach und werfen einen Blick auf den Hollywood-Schriftzug in den Beverly Hills. Auch laufen wir über den Walk of Fame auf dem Hollywood Boulevard, den wir uns aber weitaus exklusiver und glamouröser vorgestellt haben.

Mit den U-Bahn fahren wir zum Santa Monica Pier und essen eine leckere, wenn auch wirklich teure Pizza. Wir entdecken dann aber Stellenanzeigen von McDonald´s, die für 21 $ die Stunde einstellen – das erklärt dann auch das hohe Preisniveau. Zwischen Santa Monica und Santa Barbara befinden wir uns im Drei ???-Revier und sämtliche Ortsnamen kommen uns wegen des Hörspiels bekannt vor. Rocky Beach können wir uns jetzt besser vorstellen und wir sind froh, dass wir in keinen mysteriösen Fall verwickelt werden.

Die Stadt Santa Barbara gefällt uns richtig gut. Es gibt viele kleine individuelle Geschäfte und viel in den Schaufenstern anzusehen.Von hier aus möchten wir auf den Highways 1 und 101 an der Küste entlang bis nach San Francisco fahren, wir stoppen aber zunächst an einem Home-Depot, zu dem wir unsere neue Versorgerbatterie bestellt haben. Die großen Temperaturunterschiede und wohl vor allem die Hitze, gerade auch im Container zwischen Kolumbien und Panama, haben unsere Batterie mürbe gemacht und trotz unseres Solarpanels schafft sie es nicht mehr unseren elektrischen Bedarf (den Kühlschrank) zu decken. Die neue Batterie wird direkt auf Parkplatz eingebaut (Moritz Ingenieurskönnen ist einfach praktisch).

Weiter Richtung Norden machen wir Zwischenstopps in Morro Bay und werden mal wieder vom Pazifiknebel heimgesucht. Trotzdem freuen wir uns über die vielen kleinen Küstenorte ohne Müll und mit Infrastruktur und super leckeren Zimtschnecken, in Lateinamerika haben wir uns ab und an nach solchen „funktionierenden“ Örtchen gesehnt.

Kurz vor San Francisco wären wir gerne noch einmal gekitet, der Wind lässt es aber leider nicht zu. Dafür können wir dann den ersten Blick auf die berühmte Golden Gate Bridge durch den Nebel erhaschen. Mit Fahrrädern geht es am nächsten Morgen durch die Stadt und wir werden mit blauem Himmel und klarer Sicht beglückt. Wir fahren an der Fisherman’s Wharf vorbei und laufen durch Chintown, wo wir ein Mittagsmenü für zwei bestellen.

Auf dem Rückweg zum Auto beeilen wir uns dann – der Wind frischt auf. Wir wollen unbedingt unter der Golden Gate Bridge durchkiten. Am Strand werden wir unglaublich nett begrüßt und die anderen Surfer sind sehr hilfsbereit und interessiert. Wir informieren uns bei ihnen über die Besonderheiten des Reviers, es ist schließlich auch die Einfahrtsroute der Containerschiffe in Richtung San Francisco. Wir kommen aufs Wasser und die Bedingungen erlauben uns tatsächlich unter die berühmte Brücke zu fahren – ein wirklich tolles Erlebnis! Auf dem Rückweg „verhungern“ wir kurz vor dem Ufer in einem windlosen Korridor und müssen die letzten 100 m schwimmen. Am Ufer erfahren wir, dass das ein bekanntes Bild sei: der Wind schläft abends wohl immer ein und „der letzte schwimmt immer“.

Den nächsten Tag verbringen wir noch einmal am gleichen Strand und kiten in diesem besonderen Revier zwischen Golden Gate Bridge und Skyline. Abends fahren wir über die besagte Brücke und parken auf einem Aussichtspunkt und Rastplatz auf der anderen Seite der Bucht. Neben uns übernachten bestimmt 10-15 andere Camper auf dem Parkplatz. Am nächsten Morgen werde ich früh durch ein Geräusch wach, das sich anhört, als hätte jemand am Türgriff der Schiebetür gezogen. Ich rappele mich auf und sehe durch das Fenster nach draußen, kann aber nur ungefähr 150 m entfernt jemanden sehen, der vor einem gemieteten Wohnmobil steht. Ich wundere mich, denke mir aber nichts weiter dabei. Das ändert sich aber, als eineinhalb Stunden später erneut Lärm erklingt. Der Mann, den ich vorher als Besitzer des Wohnmobils ausgemacht habe hat einen mehr als handgroßen Stein in der Hand und klopft an die Wohnmobile, die 100-150 m von uns entfernt stehen. Es sind schon einige Macken in den Scheiben zu erkennen und erste Motoren werden gestartet. Wir werden nun auch unruhig und machen uns abfahrbereit, als ein Polizeiauto auf den Platz gefahren kommt. Der Mann mit dem Stein steht gerade neben einem normalen Auto während der Polizist aussteigt und sofort seine Waffe zieht. Moritz und ich beobachten die Szene aus dem Auto und sehen, wie der Mann die Scheibe mit dem Stein einwirft und ins Auto steigt, die Waffe des Beamten ist ununterbrochen auf ihn gerichtet. Jetzt passiert erst einmal einige Zeit nichts, bis nach und und nach Verstärkung anrückt. Am Ende stehen acht Polizeiautos auf dem Parkplatz und ungefähr sechs Waffen sind auf dem Mann gerichtet, der sich noch immer im Auto befindet. Weil wir nicht wissen, ob wir später noch befragt werden sollen und ob es in dieser Situation sicher ist, das Auto zu starten und zu fahren warten wir ab, bis ein Polizist kommt und uns sagt, dass wir fahren können. Wir sind froh, dass wir nicht vergessen haben die Tür abends abzuschließen. Unsere Familien haben sich vor allem in Südamerika um unsere Sicherheit gesorgt, vielleicht ist aber auch die USA das gefährlichste Land unserer Reise.

Nach einem weiteren Kite-Zwischenstopp auf Sherman Island verlassen wir die Bay Area am 15. Juli in Richtung Norden und freuen uns auf Dennis und Maria, die wir im nördlichen Oregon treffen wollen.

Arizona, Utah und Nevada – Amerikas Super-Nationalparks

Am 24. Juni verlassen wir den spanischsprachigen Teil unserer Reise und überqueren die Grenze nach Arizona. Die Einfuhr von Obst, Gemüse und anderen Lebensmittel ist, wie an vielen Grenzen, untersagt, weshalb wir uns Mühe geben alles zu verwerten, bevor wir an die Grenze kommen. Eine Tomate, zwei Bananen und zwei Eier haben wir allerdings noch vorrätig, was wir dem ersten Grenzbeamten auf Nachfrage auch sofort berichten. Diesem folgen wir in ein kleines Büro, wo die weiteren Formalitäten erledigt werden. Um Einreisen zu dürfen müssen wir unsere Fingerabdrücke registrieren lassen. In der Zwischenzeit wird draußen unser Auto unter die Lupe genommen, das erste Mal seit dem Beginn unserer Reise lassen wir zu, dass das in unserer Abwesenheit geschieht – wahrscheinlich hätten wir es aber auch nicht verhindern können.

Während des Prozesses können wir durch das Funkgerät des Grenzbeamten den Funkverkehr verfolgen. Besonders in Erinnerung ist folgender sehr Ernst und mit Wichtigkeit vorgetragener Funkspruch des durchsuchenden Beamten geblieben: „Eggs and apples, we have eggs and apples!“. Tatsächlich möchte uns der Beamte daraus einen Strick drehen und sagt, dass wir eigentlich nicht einreisen dürften, „unser“ Beamte, den wir schon ganz zu Beginn vor der gefährlichen Fracht gewarnt haben, rettet uns aber. Nachdem wir schriftlich bestätigen, dass wir keinen Terroranschlag in den USA geplant haben und nicht an den Verbrechen der NS-Zeit zwischen 1933 und 1945 beteiligt waren, bekommen wir unseren Einreise-Stempel.

Wir fahren am Abend noch bis zur Stadt Tucson, wo wir etwas außerhalb an einem einsamen Platz die Nacht verbringen. Auf dem Weg dahin sehen wir das erste Mal auf unserer Reise eine wirklich große Spinne, vor denen ich vor Beginn der Reise wirklich großen Respekt hatte. Zum Glück läuft sie nur auf dem Highway herum und wir sitzen im sicheren Auto. Das uns so ein Vieh das erste Mal in den Staaten über den Weg laufen würde hätte ich wirklich nicht gedacht.

Wir werden von einem wunderschönen Sonnenuntergang begrüßt.
… und von dieser großen Spinne.

Meinen Geburtstag feiern wir dann am ersten „ganzen“ Tag in den USA bei 43 Grad. Moritz beschert mir einen schönen Geburtstagsmorgen mit Apple Pie und Geschenken (ein „echter“ American Football!!) und wir schlendern ein bisschen durch die nette Stadt. Das macht bei der Hitze aber nur mittelviel Spaß, weshalb wir uns entscheiden ins Kino zu gehen – das ist nämlich klimatisiert. Wir gehen in die Nachmittagsvorstellung von „Top Gun – Maverick“ (wir sind jetzt schließlich im Mutterland des Patriotismus) und gönnen uns dazu eine gratis wiederauffüllbare Cola und einen riesigen Eimer Popcorn (wir sind jetzt schließlich im Mutterland des Konsums).

In Phoenix, Arizonas Hauptstadt, schauen wir uns ein Baseball-Spiel der Arizona Diamondbacks an, in einem komplett klimatisierten Stadion. An diesem Tag messen wir die höchste Temperatur der gesamten Reise: 46 Grad zeigt das Auto-Thermometer während der Fahrt an. Weil es abends aber immer so abkühlt, dass wir gut schlafen können und die Luft trocken statt feucht ist, stören uns diese Temperaturen nicht so sehr.

Make some noise!

Wir befinden uns auf dem Weg zum Grand Canyon-Nationalpark und machen Zwischenstopps in der ehemaligen Goldgräber-Stadt Jerome, in der auf Schildern erklärt wird, dass man erschossen werden könnte, wenn man privates Gelände unbefugt betritt, und in Flagstaff, durch die die einst bedeutende Route 66 führt.

Mit dem „Annual Pass“ kann man alle amerikanischen Nationalparks und National Monuments ansehen, ohne sie einzeln bezahlen zu müssen. Der Pass kostet 80 $ (pro Auto), der Einzeleintritt für die meisten Nationalparks 35 $. Es ist also keine Frage, dass wir uns den Nationalpark-Pass kaufen und uns nun jedes Mal freuen können, wenn wir einen Natonalpark fahren, weil diese dann für uns (quasi) gratis sind.

Bevor wir in den Grand Canyon Nationalpark fahren, schlafen wir in einem National Forest und stehen am nächsten Tag um 4:30 Uhr auf, um den Sonnenaufgang über dem weltberühmten Canyon anzusehen. Zu der frühen Zeit teilen wir uns den grandiosen Ausblick mit nur wenigen anderen Besuchern und genießen das Morgenlicht, das noch weit davon entfernt ist bis zum Colorado-River vorzudringen, der sich tief unten durch die Schlucht windet. Wir frühstücken und machen uns dann auf den Weg entlang des „South-Rim“, immer direkt an der Schlucht entlang in Richtung Westen. Es verkehrt hier auch ein Shuttle-Bus, der immer wieder hält und in den man beliebig ein- oder aussteigen kann. Das ist wohl auch der Grund dafür, dass wir einige Teilabschnitte des Weges fast für uns alleine haben, während es an den „Hotspots“ völlig überfüllt ist. Immer wieder sind wir erstaunt, wie unterschiedlich der Blick auf den Canyon ist und wie sich Perspektiven und Licht verändern.

Mit dem Auto fahren wir schließlich zum Ost-Ende des Parks, wo wir weitere grandiose Ausblicke genießen und für die Nacht einen Campingplatz gebucht haben. Abends machen wir uns von dort zum östlichsten Aussichtspunkt begeben. Hier dürfen wir einem wunderschönen Naturspektakel zusehen, das ein Gewitter über die Schlucht zaubert. Zuerst stehen wir noch im Trockenen, müssen aber schon bald vor dem Platzregen in den trockenen Souvenirshop fliehen.

Zwischen Regen, Sonne und Canyon.

Weiter geht es nun in Richtung Norden. Am berühmten Fotomotiv „Horseshoe-Bend“ und dem Lake Powell machen wir jeweils nur einen kurzen Zwischenstopp. Wir schauen uns den beeindruckenden Staudamm an und baden im Süßwassersee.

Anschließend fahren wir in den nächsten Nationalpark, dem Bryce Canyon, wo wir den nächsten tollen Sonnenaufgang beobachten können. Entgegen dem Namen handelt es sich bei dieser Landschaft nicht um einen Canyon, sondern sind durch jahrelange Erosion Stelen entstanden, die das Plateau nun schmücken und als „natürliche Amphitheater“ beschrieben werden. Auf einer Wanderung genießen wir die verschiedenen Blickwinkel, die sich uns sowohl von oben, als auch von unten bieten. Der im Gegensatz zum Grand Canyon deutlich weniger bekannte Nationalpark begeistert uns und wir verbringen hier einen wunderbaren Tag.

Von hier aus fahren wir in Richtung Westen, verlassen Utah und fahren durch die Wüste von Nevada bis nach Las Vegas. In der unglaublichen Hitze, wieder sind es über 40 Grad, verbringen wir den Tag in klimatisierten Fast-Food-Restaurants und schreiben Blog-Berichte (wir haben und hatten etwas nachzuholen). Als die Dunkelheit einbricht machen wir uns auf dem Weg zum berühmten Las Vegas Boulevard, dem Strip. Die bunten Lichter werden immer mehr und wir fahren an dutzenden „Drive-Thru-Wedding“-Angeboten vorbei. Leider verhindert unsere Dachbox und die damit verbundene Höhe des Autos, dass wir diese Lokalitäten links liegen lassen . Wir finden ohne Probleme einen Parkplatz direkt neben der berühmtesten Straße Las Vegas´ (this is America) und stürzen uns ins nächtliche Gewusel der Stadt. Wir werden geradezu erschlagen von dem Größenwahnsinn, der diese Stadt ausmacht. Auf dem Strip gehen wir am nachgebauten Eifelturm vorbei und schlendern im Venetian Hotel durch ein künstliches Venedig, natürlich samt Kanälen und singenden Gondolieren. Wir bewundern den künstlichen Himmel und staunen über die Dichte der Luxusgut-Geschäfte. Neben vielen Louis Vitton- und Gucci-Filialen kommen wir auch an diversen Markengeschäften vorbei, dessen Namen uns unbekannt sind.

Der Besuch der großen und bekannten Hotelcasinos darf natürlich nicht fehlen, weshalb es uns unter anderem auch in das Caesars Palace und ins Bellagio treibt. Dort beobachten wir das Treiben an den Automaten und Spieltischen. Überall blinkt und blitzt es, der Spieler wird durch Geräusche belohnt und zu weiteren Einsätzen gelockt. Nachdem wir denken, dass wir genug zugeschaut haben, um das Treiben ungefähr zu verstehen setzen wir uns auch an einen Automaten. Den Einsatz von insgesamt 15 $ verkleinern wir kurzzeitig auf nur noch 1 $, schaffen es aber von hier wieder 10 $ herauszubekommen. Wir haben viel Spaß, wechseln die Automaten, wenn sie nicht so wollen wie wir und hören nach einer Stunde guter Unterhaltung und einem passablen Verlust von 5 $ auf. Ich muss feststellen: die Belohnungsmechanismen der Glücksspielmaschinen ziehen bei mir.

Wir haben sogar Free Games gewonnen!

Nach 5 Stunden Las Vegas haben wir aber auch genug von diesem Wahnsinn, dem Trubel und den Betrunkenen und sind froh die Stadt nachts um 1 Uhr wieder verlassen zu können.

Nach einem Schlafstopp an einem Autohof in der Wüste erreichen wir am 04. Juli Victorville, eine unbedeutende kleine Stadt kurz vor Los Angeles. Wir entspannen im schönen kleinen Stadtpark, lesen und werfen uns den Football zu. Am Abend wollen wir an den Festivitäten zum Anlass des Unabhängigkeitstags teilnehmen. Wir haben uns bewusst für die kleine Stadt und gegen die ausartenden und für uns woh völlig unübersichtlichen Feierlichkeiten in Las Vegas oder Los Angeles entschieden und bereuen es nicht.

Der Kern des Andenkens an die Unabhängigkeit ist das Feuerwerk, natürlich nicht, ohne vorher vor Patriotismus strotzende Lieder zu hören (mein Favorit: I am proud to be an American), die Hymne zu singen und den Veteranen für ihre Verdienste zu danken. Das ungefähr 15-minütige Feuerwerk, begleitet von passender Musik, wurde gebührend zelebriert. Mich hat die Stimmung, die während der ganzen Veranstaltung geherrscht hat sehr beeindruckt. Es gibt keine Spur von Aggressivität oder zu viel Alkohol, sondern ist es augenscheinlich ein Familienfest, an dem alle teilnehmen und sich verstehen. Statt Alkohol en masse, wie häufig auf deutschen Festen, wird hier gegessen. Von Popcorn, über Corndogs und Nachos bis Burger und Würstchen ist hier alles zu haben. Wir scheinen auf der ganzen Veranstaltung die Einzigen zu sein, die dieses reichhaltige Essensangebot nicht nutzen.

Am darauffolgenden Tag fahren wir nach Los Angeles.

Mexikos Norden – lebendige Städte und weite Natur

Nach unserer Exkursion in die Fauna Afrikas erreichen wir Puebla, eine 1,5 Millionen Einwohner zählende Stadt. Die Innenstadt ist sehr dicht bebaut, was die Parkplatzsuche kompliziert macht. Zwar gibt es viele Parkhäuser, nur ist deren Einfahrtshöhe begrenzt und somit für unseren Bulli samt Dachbox zu hoch. Nach einigen Runden durch die Blöcke der Innenstadt entdecken wir ein Parkhaus, durch dessen Einfahrtstor wir passen. Sofort kommt ein Mitarbeiter zu uns und erklärt uns, dass die Parkdecks leider zu niedrig für uns seien. Nachdem wir ihn nach einem höheren Parkhaus fragen, sieht er seine Chance und bietet uns an, dass wir für ein Trinkgeld unseren Bulli direkt auf der Einfahrtsrampe des Parkhauses parken können. Wir stimmen dem Deal zu, verweigern ihm aber den Schlüssel, den er fordert, um den Bulli gegenenfalls wegfahren zu können.

Nach der erfolgreichen Parkplatzsuche schmeißen wir uns in das Stadtleben der Großstadt und besuchen die wahnsinnige imposante Cathedral de Puebla. Mit mehreren Altaren und Seitenschiffen ist sie eine der größten und prunkvollsten Kirchen die wir bisher gesehen haben. Nach einem Besuch in der alten, beeindruckenden Stadtbibliothek besuchen wir auch das Automobilmuseum, das einen Querschnitt der Automobilgeschichte ausstellt. Wir finden dort unter anderem auch einen Trabi und ein Pabstmobil. Anschließend verlassen wir Puebla in Richtung Norden.

Über eine kleine Schotterstraße erreichen wir den Fuß des Popocatepetl. Da der Gipfel sich in Wolken hüllt warten wir auf dem Besucherparkplatz des Besucherzentrums und werden gegen Mittag dann wirklich mit einem kurzen Blick auf den riesigen Vulkan belohnt. Über eine tolle Bergstraße geht es wieder ins Tal und wir steuern unser nächstes Highlight in Mexiko an, die Grutas de Cachuamilpa.

Da wir diese erst spät erreichen, müssen wir die Besichtigung auf den nächsten Tag verlegen. Zuerst planen wir vor den Toren der Grutas zu übernachten, entscheiden uns dann aber doch dafür nach Taxco weiterzufahren. Das quirlige Städtchen wurde in den Berg gebaut und es findet sich kein Übernachtungsplatz für uns. Durch die kleinen Gassen jagen weiße VW Käfer Taxis und wir sind froh, dass der Bulli nur fünf Meter lang ist. Viel längere Fahrzeuge hätten den Verkehr zum erliegen gebracht. Uns bleibt schließlich nichts anderes übrig als im Parkhaus eines Einkaufszentrum am Stadtrand zu parken. Dafür können wir dann eine Taxifahrt im Käfer zurück ins Zentrum genießen.
Die Stadt strahlt das südamerikanische Flair aus, welches wir schon so vermisst haben. Es gibt Straßenstände mit Bohnen und Reis und auf dem Platz vor der Kirche wird zu Livemusik getanzt.

Mit einem Bier genießen wir die Stimmung und essen in einer kleiner Seitengasse hervorragende Tacos. Mit dem Taxi geht es zurück zum Supermarkt. Der Rückweg geht schneller als die Hinfahrt, da der Fahrer nun Straßen herunterfahren kann, die er auf dem Hinweg wohl nicht hinaufgekommen wäre. Dies können wir so genau beurteilen, weil wir uns nicht nur ganz schön festhalten müssen, um im Käfer nicht nach vorne zu fallen, sondern weil wir aus den unzähligen Käfer-Taxis tatsächlich wieder den selben Fahrer wie auf dem Hinweg erwischt haben.
Am nächsten Tag besuchen wir dann die Grutas. Die Höhlen sind schon wirklich beeindruckend. Es soll das größte Höhlensysteme der Welt sein und viele davon sind noch unerforscht. Allerdings müssen wir uns einer Führung anschließen, die ungefähr 150 Menschen umfasst.

Den restlichen Tag verbringen wir im Auto um ein paar Kilometer Richtung Norden zu machen. Abends biegen wir von der Autobahn nach Santiago de Queretaro ab. Ohne zu wissen was uns erwartet erleben wir einen schönen Abend in der Studentenstadt, schlendern durch die Gassen und freuen uns über das mexikanische Essen.

Auch in Mexiko finden wir tolle Stellplätze, zum Beispiel direkt an einem See mitten „im Nichts“. Da es Wochenende ist, befinden sich auch viele Familien zum Grillen am See. Mit dem Einbruch der Dunkelheit kommt ein Polizei-Pickup auf den Strand gefahren. Der Anblick erschreckt uns nicht mehr. Die mit mehreren schwerbewaffneten Polizisten auf der Ladefläche beladenen Autos sind täglich auf den Straßen Mexikos zu sehen. Immer noch einschüchternd ist aber das Maschinengewehr, das auf dem Dach montiert ist und jederzeit einsatzbereit zu sein scheint.

Unserer Beobachtung nach möchten die Polizisten ein Familienmitglied einer grillenden Familie auf ihrem Pickup abführen. Als er sich weigert, wird Verstärkung gerufen. Da wir die Lage nicht ganz überblicken können suchen wir lieber Schutz im Bulli. Ein paar Minuten später brettern vier weitere mit Polizisten beladene Polizei-Pickups auf den Strand. Filmreif bremsen sie in einer Staubwolke und springen aus den Fahrzeugen. Die nun ungefähr 20 anwesenden Polizisten nehmen kurzerhand die ganze Familie fest und verlassen den Strand.

Nach den vielen Eindrücken aus den Städten fahren wir in Richtung des Nationalparks Sierra de Organos. Wieder einmal sind wir die einzigen Gäste, haben einen tollen Stellplatz und können am nächsten Morgen eine tolle Wanderung machen. Der Weg schlängelt sich durch die Berge und bietet tolle Blicke ins Tal. Das Highlight ist allerdings die Durchquerung einer Höhle. Mit Kopflampen ausgerüstet erkunden wir die Höhle und werden dabei von unzähligen Fledermäusen, die an der Decke der Höhle hängen begleitet. Uns ist es bei dieser Landschaft fast unerklärlich, dass wir die Einzigen im Park sind.

Selbst zum Filmen zu eng.

Auf unserem Weg in die USA nehmen wir nicht die Route über die Baja California, sondern fahren über das Festland Mexikos bis zur Grenze nach Arizona. Dabei führt die Strecke entlang des Kupfercanyons. Die Straße entlang des Canyon ist landschaftlich toll, führt immer wieder durch dichte Nadelwälder und windet sich in engen Serpentinen die Berge hinauf und hinab.

In Creel treffen wir auf die Gleise des „El Chepe“. Diese Bahnstrecke ist die einzige Passagierstrecke des Landes und verbindet die Pazifikküste mit der Stadt Chihuahua im Landesinneren. Das Städtchen Creel erwacht bei den beiden täglichen Durchfahrten des Zugs zu einem emsigen Touristenörtchen und schläft nach der Abfahrt wieder ein.

Die langen Wege in Richtung Norden zur Grenze werden durch nette, belebte Städte unterbrochen, die entweder zu einer Eispause oder zu mexikanischem Straßenessen einladen. Je näher wir der Grenze kommen, desto höher wird die Frequenz der Polizeikontrollen. Es hält sich allerdings sehr im Rahmen und wir werden immer problemlos durchgewunken.

Die vielen Horrorgeschichten über angeblich korrupte Polizisten und Beamte, die uns von vielen Reisenden berichtet wurden, haben sich überhaupt nicht bewahrheitet. Weder in Mexiko, noch in den zentralamerikanischen Ländern haben wir wirklich negative Erfahrungen gemacht, auch die 400 $ Kaution für das Auto bekommen wir ohne Probleme zurück.
Vielleicht hatten wir einfach nur Glück, wir glauben aber, dass man diese Länder mit Respekt, ein bisschen Spanisch und viel Geduld mehr oder weniger reibungslos bereisen kann.

Mezcal und Safari in Mexikos Süden

Das Grenzstädtchen La Mesilla ist, wie viele Grenzstädte auf unserer Reise, ein wuseliges Durcheinander. Mittendrin befindet sich die Migrationsbehörde und der Zoll. Das Ausreisen aus Guatemala gelingt im Gegensatz zur Einreise ohne Probleme. Danach passieren wir einen mexikanischen Checkpoint an dem wir eine Gebühr für die Fahrzeugdesinfektion bezahlen.

Mexiko eilt der schlechte Ruf voraus, von korrupten Polizisten und Grenzbeamten beherrscht zu werden. Wir machen andere Erfahrungen: an der Grenze gelingt alles problemlos und da wir die 400 $ Kaution für das Auto mit der Kreditkarte bezahlen können, haben wir auch keine Sorge, dass der Grenzbeamte sich diese in die eigene Tasche stecken könnte. Er zeigt uns sogar mit etwas Stolz die ausgedruckte Rechnung und betont, dass an dieser Grenze alles ordentlich ablaufe.

Grenzübergang nach Mexiko.

Den ersten Abend verbringen wir auf einem Walmart-Parkplatz. Die große Auswahl kombiniert mit den günstigen Preisen kannten wir zuletzt aus Südamerika. Vor allem die Backwarenabteilung, die echt gutes Brot anbietet, wissen wir sehr zu schätzen. Nach einem Großeinkauf besuchen wir die Stadt San Christobal. Die vielen bunten VW Käfer prägen das Stadtbild und viele Exemplare befinden sich in einem super Zustand. Wir lassen uns durch die Gassen treiben und genießen die aufgeräumten Straßen nach den wuseligen Eindrücken aus Mittelamerika. In einem kleinen Restaurant in einer Seitengasse gibt es das erste Mal richtiges mexikanisches Essen. Besonders scharf ist es nicht, man darf nur nicht den Fehler machen es mit den dazu servierten Soßen zu gut zu meinen.

Der Sumidero Canyon ist berühmt für seine bis zu 1000 m tiefen Schluchten. Da wir erst abends den Eingang erreichen, müssen wir vor den Schranken des Parks übernachten. Die äußerst netten Parkranger lassen die Toiletten für uns über Nacht offen und bieten uns Wasser an. Wir sind sehr beeindruckt und dankbar für die tolle Gastfreundschaft, die uns in den ersten Tagen in Mexiko entgegenkommt.

Am nächsten Morgen passieren wir als erstes Auto den Eingang zum Canyon und erklimmen die Serpentinen. Auf den ersten Metern überholen wir viele Jogger und Radfahrer, dann haben wir die Straße und die schönen Blicke in den Canyon für uns allein.

Leider gibt es auf dieser Seite des Canyons keine Wanderwege und so machen wir uns nach einem Frühstück und einigen tollen Aussichtspunkten, die mit dem Auto zu erreichen sind, auf den Weg ans Meer. Die Straße ist asphaltiert und überrascht uns mit ihrem sehr guten Zustand. Die aus Mittelamerika gehassten Schlaglöcher sind hier selten, allerdings kosten uns die „Lomo del Burro“ einige Nerven. Die zur Geschwindigkeitsreduzierung gedachten „Huckel“ säumen mehr als zahlreich Mexikos Straßen und sind Bestandteil diverser Gespräche zwischen Reisenden auf dieser Route. Die unzähligen Ortsdurchafhrten werden durch abbremsen und erneutes anfahren etwas lästig. Immerhin sind sie sehr effektiv. Hier muss man sich an die Geschwindkeit halten, das Fahrwerk dankt es einem.

Auf dem Weg nach Salina Cruz am Pazifik funktionieren wir den Bulli zum Abschleppwagen um und helfen so einer österreichischen Auswanderin und ihrer Freundin mit ihren Töchtern und ihrem T2. Die vier stehen mit ihrem schönen Bulli am Rand der Straße mitten in der Pampa Mexikos. Da der Motor während der Fahrt einfach ausgegangen ist und sich auch nicht mehr starten lässt bieten wir unsere Hilfe an. Wir nehmen den Bulli an den Harken und zuckeln mit diesem Gespann 25 km bis in den nächsten Ort. Wir haben Glück und finden einen Mechaniker in dem kleinen Dorf. Er schmeißt sich direkt unter den Bulli und fährt danach zu einem Freund um Ersatzteile zu besorgen. Wir bleiben noch etwas da um eventuell noch helfen zu können und erkunden in der Zeit den Ort. An einem kleinen Straßenstand gibt es hervorragende Quesadillas, die eine nette Frau mit ihrem Sohn vor Ort zubereitet. Da die Liegenbleiber Freunde zum Abholen gerufen haben, setzen wir unseren Weg zum Strand fort. Dort finden wir einen tollen Schlafplatz im Hof eines Strandlokals in dem es kaltes Bier mit traumhaftem Blick über die Bucht gibt.

Wir befinden uns in der Region Oaxaca, die bekannt ist für ihren Mezcal. Das ist ein Agaven-Schnaps, dessen Sorte aus der Region Tequila im Ausland wohl deutlich bekannter ist. An den kurvigen Straßen in den Bergen mitten zwischen schier endlosen Agaven-Feldern befinden sich immer wieder kleine Destillen, die mit ihrem Mezcal werben.

Gegen Mittag halten wir an einer Destille und lassen uns vom Eigentümer den Prozess des Mezcalbrennens erklären. Ich bekomme eine kleine Holzschale gereicht. Mit der Warnung „Achtung sehr stark“ probiere ich. Erst danach wird mir erzählt das es sich hierbei um über 90%igen Alkohol handelt. Nach der kleinen Führung bekommen wir auch fertigen Mezcal zum probieren, da wir noch weiter fahren wollen verzichtet Beeke auf die Verkostung, was vom Eigentümer nicht ganz verstanden wird. Mit einer Flasche Mezcal im Proviantfach, machen wir uns auf den Weg in die Stadt Oaxaca. Der Weg führt uns durch den Ort Santa Maria del Tule in dem der dickste Baum der Welt stehen soll. Wir lassen uns den Anblick nicht entgehen und bestaunen den Baum mit einem Umfang von 46 Metern.

Der dickste Baum der Welt.


Auf dem Weg in die Großstadt Puebla sehen wir durch Zufall ein Schild am Straßenrand, das mit einer Africa Safari wirbt. Neugierig beschließen wir einen kurzen Umweg zu nehmen und uns diese Safari genauer anzuschauen. Am Einfahrttor bezahlen wir den Eintritt und erhalten eine kurze Einweisung. Dann dürfen wir mit dem Bulli passieren. Die folgenden zwei Stunden sind sehr kurios. Auf unserer Safari-Rundfahrt durch den Park begegnen wir Giraffen, Nashörnern, Zebras, Elefanten (asiatische wie afrikanische), Löwen, Bären, Kängurus und vielen weiteren Tieren. Unter teilweise sehr fragwürdigen Haltungsbedingungen kommt man den Tieren so nahe wie wir es noch nicht erlebt haben – und das alles im eigenen Auto sitzend.

Unser Stellplatz für die Nacht nach der Safari.

In einer Woche durch Guatemala

Die Grenze zwischen El Salvador und Guatemala ist eine der Kategorie „Ruhe bewahren und den Dingen ihren Lauf lassen“. Die Ausreise aus El Salvador gelingt problemlos, da wir bei der Einreise keinen Stempel bekommen haben gibt es auch bei der Ausreise keinen. Vor der Einreise nach Guatemala müssen wir vor dem Büro unsere Impfdokumente validieren lassen. Wir kramen also unsere Impfnachweise aus unserer Mappe, hätten Ihnen aber stattdessen aber auch den Kassenbon des letzten Einkaufs vorlegen können. Mit der Betsätigung erhalten wir im Büro den Einreisestempel. Der Schalter ist wegen der Covid-Auflagen oder aus anderen Gründen so konzipiert, dass der Schlitz zum Übergeben der Dokumente so klein ist, dass gerade einmal die Scheckkarten-Ausweise der Einheimischen hindurch passen. Unsere Reisepässe werden so mit Gewalt dort durchgezwängt, dass wir schon befürchten bei der Rückgabe alle Seiten einzeln in der Hand zu haben.

Danach geht es zum Zoll. Zuerst müssen wir den Sicherheitsmann überreden überhaupt hereingelassen zu werden um die temporäre Einfuhr des Bullis zu beantragen. In dem Schalter des Zoll-Büros sitzen drei Mitarbeiter an ihren Arbeitsplätzen, einer von ihnen winkt uns heran. Ich gebe ihm die Dokumente und er beginnt in seinem Computer zu arbeiten. Nach circa 10 Minuten, er scheint bislang noch nicht das richtige Formular gefunden zu haben, bittet er seine Kollegen um Hilfe. Diese unterbrechen kurz das Schauen ihrer Serie auf dem Smartphone und eilen ihm zu Hilfe. Gemeinsam drucken sie eine Zahlungsaufforderung auf, die bei einer Bank beglichen werden muss. Da sie mir den Standort der Bank nicht so ganz genau beschreiben können erfrage ich mir den Weg und stehe schließlich vor einer geschlossenen Bankfiliale. Gegenüber befindet sich ein weiteres Büro der Bank, es ähnelt aber eher einer Art Copy Shop. Ich zeige Ihnen mein Dokument und frage ob ich es bei ihnen bezahlen kann. Der Angestellte verneint und zeigt auf seinen Computer: er habe momentan kein Internet. Danach steht er auf, geht raus und verschwindet mit seinem Motorrad. Die anderen Leute in dem Laden können mir auch nicht helfen. Zurück am Zollbüro berichte ich dem Zollbeamten meine Fortschritte, der daraufhin auch nicht weiter weiß. Der Sicherheitsmann allerdings hört mit und ruft einen Freund an. In dem Hinterhof eines Restaurants führen Treppen in ein dunkles Büro in dem der besagte Freund sitzt. Er hat scheinbar eine Internetverbindung mit seinem Computer und kann die Einfuhrgebühr für uns bezahlen. Zurück am Zollbüro, hat der Zollbeamte die wohlverdiente Pause mit der Fortsetzung seines Films genutzt. Die Zeit hätte alternativ auch durch die Weiterarbeit an dem Zolldokument genutzt werden können, das hätte unsere daran anschließende 40-minütige Wartezeit wohl etwas verkürzt.

Danach ist es endlich geschafft! Nach einer kurzen Fahrzeuginspektion können wir die Grenze verlassen und machen uns auf den Weg nach Jutiapa. Unterwegs halten wir an einem Straßenkiosk und kaufen Trinkwasser. Der lokale Stammtisch, der sich vor dem Laden versammelt, fragt interessiert nach unserer Reise und der nette Besitzer schenkt uns extrem scharfe Chips.

Wir übernachten anschließend auf dem Parkplatz der örtlichen Mall. Mit einem Bier setzen wir uns auf eine Bank und beobachten das Treiben. Das lokale Bier mit dem Namen Gallo („Hahn“) überrascht uns sehr. Es ist seit Argentinien das erste Bier, das den Namen Bier auch in Deutschland verdient hätte.

Wir beobachten die Leute, die in Ausgehkleidung und perfekt gestylt den Samtagabend im McDonalds, Pizza Hut und Subway verbringen. Dieses Phänomen ist uns bereits in den anderen zentralamerikanischen Staaten aufgefallen. Die gastronomische Infrastruktur ist in kleine lokale Restaurants oder Straßenstände und amerikanische Fastfood-Ketten unterteilt. Wer etwas auf sich hält und es sich leisten kann, geht am Wochenende in die Filialen der Pizzabäcker und Burgerbräter. Das Preisniveau liegt dabei deutlich über dem der lokalen Straßenstände.

Am nächsten Tag steuern wir Antigua an. Die alte Hauptstadt des Landes hat sich zum Touristenmagneten entwickelt. Wir übernachten auf einem liebevoll gestalteten Campingplatz, der neben Plätzen für Wohnmobile auch Übernachtungsmöglickeiten in umgebauten Autos, Booten und sogar einem ausgebauten Hubschrauber anbietet. Abends lassen wir uns durch die kleinen Gassen der Stadt treiben. Die Innenstadt macht einen ungewohnt aufgeräumten Einruck und lässt sich sehr gut zu Fuß erkunden.

Am nächsten Tag erkunden wir die Iximché-Ruinen. Auf dem Gelände sieht man die Überreste einer Stadt des Maya-Volks. Im hinteren Bereich der Anlage treffen sich an diesem Dienstagmorgen einige Nachfahren der Iximché, die dort spirituellen Ritualen nachgehen.

Auf dem Weg zum Atitlán-See halten wir an einer kleinen Reifenwerkstatt und lassen unsere Reifen von vorne nach hinten wechseln. Die bisher zurückgelegten 30.000 km haben schon etwas Spuren an den Vorderrädern hinterlassen. Die Hinterräder verfügen noch über mehr Profil und sollten unseren Weg bis Kanada noch gut meistern.

Boxenstopp am Straßenrand.


In Panajachel finden wir einen tollen Stellplatz direkt am See in Gesellschaft zweier amerikanischer Wohnmobile. Ein kanadisch-französische Paar neben uns wartet schon seit fünf Wochen auf diesem Stellplatz auf ihr neues Kennzeichen. Ihres haben sie bei einer Flussdurchfahrt verloren und da ihr amerikanischer Van nur über ein Kennzeichen verfügt, stecken sie in Panajachel fest. Sie nehmen es gelassen und vermeiden durch ihren Stillstand auch die immer teureren Benzinpreise. Es ist nicht das erste mal, dass der Austausch über den Verbrauch der jeweiligen Fahrzeuge Erstaunen auf beiden Seiten auflöst. Während wir mit durschnittlich 8 Litern auf 100 Kilometern unterwegs sind verbrauchen die Fahrzuege aus den USA nicht selten 20 Liter aufwärts.

Panajachel ist ein netter Touristenort, der in der Nebensaison nicht sehr stark besucht ist. Wir verbringen hier zwei Tage, bevor wir uns auf den Weg nach Mexiko machen.

Erkundungstour durch Honduras und El Salvador

Weil wir erst am späten Nachmittag des 26. Mai in Honduras ankommen, schlafen wir kurz hinter Grenze an einer Tankstelle. Die Mitarbeiter sind sehr zuvorkommend und unglaublich nett und interessiert, wir fühlen uns sehr willkommengeheißen. Die großen Gewehre, mit denen die Mitarbeiter hier herumlaufen, stören uns deshalb nicht weiter. Über die Sicherheitslage des Landes wird viel gesprochen, andere Reisende berichten entweder, dass sie das Land vorsichtshalber fast ohne Halt durchquert haben, andere dass es eines der nettesten und coolsten Länder gewesen sei. Die Website des Auswärtigen Amts empfiehlt, dass für Überlandfahrten Polizei-Eskorten organisiert werden sollten. Wir entschließen uns, dass es tagsüber und mit Gebrauch des Menschenverstandes tragbar ist das Land zu erkunden.

Bewaffneter Sicherheitsmann an der Tankstelle.

Wir erreichen kurz vor der Landeshauptstadt Tegucigalpa eine liebevoll angelegte große Parkanlage, die mit unzähligen Grillstellen, Picknickbänken, Sportplätzen und sogar einem Pool ausgestattet ist. Kurz nach unserem Eintreffen fährt eine nette Schweizer Familie auf den Platz neben uns und wir freuen uns sehr über die nette Gesellschaft, als der einsetzende Platzregen (die Regenzeit…) unser Beisammensein jäh beendet. Am nächsten Tag backen wir in unserem Dutch-Oven Brot, das uns aber nicht zur vollen Überzeugung gelingt, weil der Deckel einen Riss hat. Die Kohle, die auf dem Deckel liegt rieselt also auf das Brot und das „Einstellen“ der richtigen Temperatur durch die Kohlemenge geht nicht ganz glatt.

Wir fahren durch die Berge in Richtung von Tegucigalpa und machen einen Zwischenstopp in Valle de Angeles, einem sehr netten, wenn auch touristischen kleinen Bergdorf. Die Hauptstadt hat für uns nicht allzu viel zu bieten, wir fahren auf einen Aussichtspunkt und genießen die Sicht über die Stadt.

Insgesamt gefallen uns die mittelamerikanischen Länder nicht so gut wie die südamerikanischen Länder. Auch das Klima setzt uns zu, wir sind immer auf der Suche nach einem hochgelegenen Schlafplatz, weil uns ansonsten wegen der feuchten Hitze eine im Wortsinne schlaflose Nacht bevorsteht. Aus diesen Gründen und auch weil wir uns sehr auf die Erkundung der USA und Kandas freuen, ist unser Reisetempo höher als zuvor. Schon vor der Reise war uns klar, dass unsere Zeit nicht ausreichen würde, um „alles“ zu sehen. Wir haben uns nach den ersten Eindrücken aus Zentralamerika, die wir natürlich trotzdem nicht missen wollen und die wir zu schätzen wissen, nun dazu entschieden die Strecke bis zur Grenze der Staaten zügig zurück zu legen. Wir möchten für die letzten beiden Länder unserer Route wieder richtig ausführlich Zeit haben, das geht nun mal auf Kosten der Erkundungsintensität der Länder, die wir auf dem Weg dorthin noch durchqueren.

Trotzdem probieren wir möglichst viel von den Ländern mitzunehmen und in die Gesellschaft einzutauchen. Das machen wir zum Beispiel auf den Märkten der unglaublich umtriebigen und wuseligen Stadt Intibuca, durch die wir uns treiben lassen oder durch das Probieren der jeweils landestypischen Gerichte, die sich immer ein bisschen unterscheiden, aber immer sehr viel mit Teigfladen und Fleisch zu tun haben.

In der Nähe von Gracias besuchen wir die Pools der „Aguas Termales Presidente“, die durch eine natürliche heiße Quelle gespeist werden. Es gibt unterschiedlich heiße Becken, das wärmste ist 40 Grad heiß. Auch hier setzt wieder der nachmittägliche Regen ein, das eigentümliche Zusammenspiel aus heißer Luft, warmen Regen und heißem Wasser macht uns extrem müde.

Die „Aguas Termales President“.

Bevor wir die Grenze nach El Salvador überqueren genießen wir noch einmal die Nacht auf kühlen 2000 m und essen im kleinen Dorftreff und Straßenimbiss, der uns gestattet auf dem dazugehörigen Parkplatz zu übernachten.

Am 01. Juni fahren wir über die Grenze nach El Salvador und auf direktem Wege in die Hauptstadt San Salvador. Hier möchten wir einen gesicherten Schlafplatz haben und entscheiden uns für den Parkplatz eines hochklassigen Hotels, das uns nach einigem Hin und Her gestattet hier für 20 $ zu bleiben. Am nächsten Tag erkunden wir die Stadt und sind erstaunt darüber wie schnell man sich an das bewaffnete Sicherheitspersonal an jeder Ecke gewöhnt. Vor fast jedem noch so kleinen Kiosk und Supermarkt und vor allem an jeder Tankstelle stehen seit Honduras (schwer) bewaffnete Männer, die allesamt sehr zuvorkommend und hilfsbereit sind. Wir fragen uns ein bisschen, warum so viel Waffenpräsens nötig ist, fühlen uns dadurch aber gleichzeitig auch einigermaßen sicher. Wir hören, dass der neue Präsident, der seit ein paar Wochen im Amt ist, ordentlich „aufgeräumt“ habe und das Land deshalb so sicher wie noch nie sei: alle Verbrecher seien im Gefängnis. Angeblich reichte bei der groß angelegten Razzia aber auch schon ein Gesichtstattoo, um verhaftet zu werden. Menschenrechtlich gesehen durchaus ein Problem.

Wir fahren aus der Hauptstadt an die Pazifikküste nach La Libertad, wo wir den großen Fischmarkt besuchen und uns mit frischem (und sehr leckerem!) Fisch versorgen. Von hier geht es weiter nach Westen in Richtung der Grenze zu Guatemala. Wir wandern auf den Vulkan Santa Ana, dessen Kraterlagune beeindruckend grün-türkis leuchtet. Diesen Weg darf man offiziell nur mit einem Guide begehen und wieder ist die Präsenz bewaffneter Sicherheitsleute groß – und das mitten in den Bergen am Fuße eines Wanderwegs.

Wir sind wieder früh morgens bereit und freuen uns auf die Wanderung. Weil uns ein privater Guide zu teuer ist müssen wir aber auf eine Gruppe warten, die groß genug ist. Währenddessen ziehen immer mehr Wolken über die Berge und die Sicht wird sehr schlecht. Auf Nachfrage berichtet uns ein Guide, dass es sogar sein könne, dass die Kraterlagune aufgrund der schlechten Sicht überhaupt nicht zu sehen sei. Als endlich eine Gruppe zusammen gekommen ist erlaubt uns der Guide alleine vor zu gehen, er schätzt unsere Wandergeschwindigkeit (zu Recht) deutlich schneller ein, als das seiner Wandergruppe. Wir bezahlen also den Eintritt zum Wanderweg und die Gebühr für den Guide, um anschließend ganz allein bis zur Spitze des Vulkans zu wandern. Der Blick auf die Lagune ist wirklich unglaublich – toll was die Natur hervorbringt!

Für uns ist das ein toller Abschluss des kleinen Landes und wir machen uns auf den Weg in Richtung der Grenze zu Guatemala.

Im Land der 1000 Vulkane – Nicaragua

Bevor wir am 19. Mai zum Grenzübergang fahren, haben wir eine kreative Aufgabe zu bewältigen: die Mitnahme von Drohnen nach Nicaragua ist verboten, wir haben aber eine dabei. Durch das Umräumen des Geschirrschrankes und die Feststellung, dass die Drohne mehr oder weniger perfekt in unseren Kochtopf passt, haben wir eine Lösung gefunden. An der Grenze werden wir von den Beamten tatsächlich gefragt, ob wir eine „drona“ dabei haben. Moritz und ich haben uns abgesprochen, dass wir zuerst so tun, als wüssten wir überhaupt nicht, was er meint. Wir kommen ohne Autodurchsuchung davon und können die Grenze überqueren.

Wir versorgen uns mit neuen SIM-Karten und machen wir uns auf den Weg in Richtung der pazifischen Küste. In San Juan del Sur, das als Ausgangspunkt für Surf-Urlaube bekannt ist, verbringen wir einen Abend und freuen uns über die kleinen Preise. Zwei Mojitos kosten umgerechnet nur 3,20 € – ein riesen Unterschied zu den happigen Preisen in Costa Rica und Panama. Am Playa Madera hoffen wir auf Wind zum Kiten oder Wellen zum Surfen, Surfboardverleihe gibt es an jeder Ecke. Wieder einmal haben wir Pech, der Wind ist zu schwach zum Kiten, pustet aber die Wellen kaputt, sodass auch Wellenreiten nicht möglich ist. Stattdessen baden wir in der anlandenden Brandung und haben dabei auch viel Spaß.

Baden in der Pazifik-Brandung.

Von der Küste geht es nach San Jorge, von wo die Fähre nach Ometepe ablegt. Auf dem Weg fällt uns auf, wie akribisch die Nicaraguaner sich an die geltenden Verkehrsregeln halten: an einem Stopp-Schild wird gehalten, und in einer 20er-Zone nicht schneller als 20 km/h gefahren – ein völliges Novum auf unserer bisherigen Reise und wir müssen uns erst einmal wieder daran gewöhnen, dass nicht die Straßenverhältnisse, sondern die Verkehrsschilder den Verkehr regeln. Auch besonders sind die vielen Ochsen und Pferdekarren, die durch das Land fahren. Teilweise und besonders im südlichen Teil des Landes fahren mehr tierische Karren als Autos auf den Straßen.

Die Straße teilt man sich nur selten mit Autos.

Die Insel Ometepe liegt im Nicaragua-See, dem größten See Mittelamerikas, und beseht aus zwei Vulkanen, dem Concepción und dem Maderas. Wir finden einen schönen Stellplatz und genießen den tollen Sonnenuntergang über dem Bergpanorama hinter dem See.

An den Naturquellen Ojos de Agua baden wir in den natürlichen Pools, werden dabei aber von der lauten Musik der Einheimischen ganz schön erschlagen. Deshalb bleiben wir nur kurz und fahren weiter zum Nordufer, wo wir den Mittag verbringen. Abends fahren wir nach Mérida und paddeln gemeinsam mit einem Guide in Kajaks erst über den See und dann in den Rio Istián. Wir bekommen die einzigartige Flora und Fauna Nicaraguas zu sehen. Kaimane, Schildkröten, Leguane, Pferde und Kühe und viele verschiedenen Vogelarten leben im und rund um den Fluss. Dank unserem Guide bekommen wir viele von ihnen zu Gesicht. Dabei ist die uns umgebende Stille, die nur durch das Plätschern der Paddel im Wasser durchbrochen wird, ist sehr wohltuend und wir erfreuen uns an dem schönen Licht, das die untergehende Sonne über den See wirft.

Wieder am Ufer angekommen werden wir noch von der Familie des Guides bekocht und bekommen sehr leckeren frisch gegrillten Fisch serviert. Am nächsten Tag kann ich auf dem Weg zur Fähre am Nordufer der Insel zu meiner Freude sogar noch für eine kurze Zeit bei schwachem Wind kiten!

Zurück auf dem Festland geht es für uns in die schöne Stadt Granada. Wir können im Hinterhof von einem netten Amerikaner stehen und machen uns abends auf den Weg in die Stadt. Der Vibe der Stadt am See gefällt uns sehr gut und wir schlendern durch die wuseligen Straßen. Die Gerüche, die Lautstärke und das heitere Leben auf den Straßenmärkten erinnert uns ein bisschen an die Märkte in Peru und Bolivien.

Von Granada sind es nur einige Kilometer bis zur Laguna de Apoyo, die im Krater des gleichnamigen Vulkans liegt. Der See ist 178 m tief und damit 70 m tiefer als der Meeresspiegel. Das Wasser ist warm und sehr mineralienreich. Nach dem Baden fühlt sich die Haut deshalb sehr schön weich und frisch an. Abends fahren wir weiter zum aktiven Vulkan Masaya, dessen Aktivität man ab Anbruch der Dunkelheit vom Kraterrand beobachten kann. Die brodelnde, blubbernde Lava kann man weit unten im Vulkan sehen und dessen giftige Gase riechen – zum Glück haben wir eine FFP2-Maske. Die Park-Ranger erlauben uns am Eingang des Nationalparks zu übernachten, was uns sehr lieb ist, weil wir deshalb nicht im Dunkeln weiterfahren müssen.

Brodelnde Lava im Krater des Vulkans.

Am nächsten Morgen fahren wir früh los und steuern den Vulkan Cerro Negro an. Diesen kann man besteigen und auf Sandboards herunterrodeln. Unser Reiseführer preist dieses Erlebnis sehr hoch an und stellt es in eine Reihe mit den adrenalinreichsten „Abenteuerlebnissen“ weltweit. Unsere Erwartungen sind also hoch, als wir mit den Sandboards in der Hand den Aufstieg beginnen. Von oben können wir einen Blick in den rauchenden Krater werfen und die Ausmaße der Basaltlawinen, die sich in die Landschaft erstrecken bewundern. Der Vulkan bricht immer wieder aus, was man an den mehr oder weniger frischen Überresten des letzten Ausbruchs sehen kann, diese können aber sehr genau vorausgesagt werden, weshalb es eine einigermaßen hoch frequentierte touristische Nutzung gibt. Weil wir uns sehr früh auf den Weg gemacht haben, sind wir aber bis auf eine andere Gruppe alleine.

Die hohen Erwartungen an die Abfahrt werden dann aber leider nicht wirklich erfüllt. Die Abfahrt beginnt relativ langsam und auf dem steilen letzten Stück muss ich die Fahrt widerwillig abbremsen, weil man wegen der hochfliegenden Steine trotz Schutzbrille nichts mehr sieht. Unten angekommen ist das Ergebnis ein völlig verdreckter Körper. Der Basaltstaub ist überall, in den Ohren, in der Nase und auch unterhalb des Schutzanzugs, der zwar bescheuert aussah, seinen Job aber eher schlecht als recht erfüllt hat. Wir duschen noch auf dem Parkplatz am Fuße des Vulkans, bevor wir Rodelboard und Schutzausrüstung wieder abgeben.

Durch die Berge und die nette Stadt Esteli geht es dann zur Grenze nach Honduras, die wir nach einer Woche in Nicaragua erreichen.