Weil wir erst am späten Nachmittag des 26. Mai in Honduras ankommen, schlafen wir kurz hinter Grenze an einer Tankstelle. Die Mitarbeiter sind sehr zuvorkommend und unglaublich nett und interessiert, wir fühlen uns sehr willkommengeheißen. Die großen Gewehre, mit denen die Mitarbeiter hier herumlaufen, stören uns deshalb nicht weiter. Über die Sicherheitslage des Landes wird viel gesprochen, andere Reisende berichten entweder, dass sie das Land vorsichtshalber fast ohne Halt durchquert haben, andere dass es eines der nettesten und coolsten Länder gewesen sei. Die Website des Auswärtigen Amts empfiehlt, dass für Überlandfahrten Polizei-Eskorten organisiert werden sollten. Wir entschließen uns, dass es tagsüber und mit Gebrauch des Menschenverstandes tragbar ist das Land zu erkunden.

Wir erreichen kurz vor der Landeshauptstadt Tegucigalpa eine liebevoll angelegte große Parkanlage, die mit unzähligen Grillstellen, Picknickbänken, Sportplätzen und sogar einem Pool ausgestattet ist. Kurz nach unserem Eintreffen fährt eine nette Schweizer Familie auf den Platz neben uns und wir freuen uns sehr über die nette Gesellschaft, als der einsetzende Platzregen (die Regenzeit…) unser Beisammensein jäh beendet. Am nächsten Tag backen wir in unserem Dutch-Oven Brot, das uns aber nicht zur vollen Überzeugung gelingt, weil der Deckel einen Riss hat. Die Kohle, die auf dem Deckel liegt rieselt also auf das Brot und das „Einstellen“ der richtigen Temperatur durch die Kohlemenge geht nicht ganz glatt.



Wir fahren durch die Berge in Richtung von Tegucigalpa und machen einen Zwischenstopp in Valle de Angeles, einem sehr netten, wenn auch touristischen kleinen Bergdorf. Die Hauptstadt hat für uns nicht allzu viel zu bieten, wir fahren auf einen Aussichtspunkt und genießen die Sicht über die Stadt.



Insgesamt gefallen uns die mittelamerikanischen Länder nicht so gut wie die südamerikanischen Länder. Auch das Klima setzt uns zu, wir sind immer auf der Suche nach einem hochgelegenen Schlafplatz, weil uns ansonsten wegen der feuchten Hitze eine im Wortsinne schlaflose Nacht bevorsteht. Aus diesen Gründen und auch weil wir uns sehr auf die Erkundung der USA und Kandas freuen, ist unser Reisetempo höher als zuvor. Schon vor der Reise war uns klar, dass unsere Zeit nicht ausreichen würde, um „alles“ zu sehen. Wir haben uns nach den ersten Eindrücken aus Zentralamerika, die wir natürlich trotzdem nicht missen wollen und die wir zu schätzen wissen, nun dazu entschieden die Strecke bis zur Grenze der Staaten zügig zurück zu legen. Wir möchten für die letzten beiden Länder unserer Route wieder richtig ausführlich Zeit haben, das geht nun mal auf Kosten der Erkundungsintensität der Länder, die wir auf dem Weg dorthin noch durchqueren.
Trotzdem probieren wir möglichst viel von den Ländern mitzunehmen und in die Gesellschaft einzutauchen. Das machen wir zum Beispiel auf den Märkten der unglaublich umtriebigen und wuseligen Stadt Intibuca, durch die wir uns treiben lassen oder durch das Probieren der jeweils landestypischen Gerichte, die sich immer ein bisschen unterscheiden, aber immer sehr viel mit Teigfladen und Fleisch zu tun haben.



In der Nähe von Gracias besuchen wir die Pools der „Aguas Termales Presidente“, die durch eine natürliche heiße Quelle gespeist werden. Es gibt unterschiedlich heiße Becken, das wärmste ist 40 Grad heiß. Auch hier setzt wieder der nachmittägliche Regen ein, das eigentümliche Zusammenspiel aus heißer Luft, warmen Regen und heißem Wasser macht uns extrem müde.

Bevor wir die Grenze nach El Salvador überqueren genießen wir noch einmal die Nacht auf kühlen 2000 m und essen im kleinen Dorftreff und Straßenimbiss, der uns gestattet auf dem dazugehörigen Parkplatz zu übernachten.
Am 01. Juni fahren wir über die Grenze nach El Salvador und auf direktem Wege in die Hauptstadt San Salvador. Hier möchten wir einen gesicherten Schlafplatz haben und entscheiden uns für den Parkplatz eines hochklassigen Hotels, das uns nach einigem Hin und Her gestattet hier für 20 $ zu bleiben. Am nächsten Tag erkunden wir die Stadt und sind erstaunt darüber wie schnell man sich an das bewaffnete Sicherheitspersonal an jeder Ecke gewöhnt. Vor fast jedem noch so kleinen Kiosk und Supermarkt und vor allem an jeder Tankstelle stehen seit Honduras (schwer) bewaffnete Männer, die allesamt sehr zuvorkommend und hilfsbereit sind. Wir fragen uns ein bisschen, warum so viel Waffenpräsens nötig ist, fühlen uns dadurch aber gleichzeitig auch einigermaßen sicher. Wir hören, dass der neue Präsident, der seit ein paar Wochen im Amt ist, ordentlich „aufgeräumt“ habe und das Land deshalb so sicher wie noch nie sei: alle Verbrecher seien im Gefängnis. Angeblich reichte bei der groß angelegten Razzia aber auch schon ein Gesichtstattoo, um verhaftet zu werden. Menschenrechtlich gesehen durchaus ein Problem.


Wir fahren aus der Hauptstadt an die Pazifikküste nach La Libertad, wo wir den großen Fischmarkt besuchen und uns mit frischem (und sehr leckerem!) Fisch versorgen. Von hier geht es weiter nach Westen in Richtung der Grenze zu Guatemala. Wir wandern auf den Vulkan Santa Ana, dessen Kraterlagune beeindruckend grün-türkis leuchtet. Diesen Weg darf man offiziell nur mit einem Guide begehen und wieder ist die Präsenz bewaffneter Sicherheitsleute groß – und das mitten in den Bergen am Fuße eines Wanderwegs.



Wir sind wieder früh morgens bereit und freuen uns auf die Wanderung. Weil uns ein privater Guide zu teuer ist müssen wir aber auf eine Gruppe warten, die groß genug ist. Währenddessen ziehen immer mehr Wolken über die Berge und die Sicht wird sehr schlecht. Auf Nachfrage berichtet uns ein Guide, dass es sogar sein könne, dass die Kraterlagune aufgrund der schlechten Sicht überhaupt nicht zu sehen sei. Als endlich eine Gruppe zusammen gekommen ist erlaubt uns der Guide alleine vor zu gehen, er schätzt unsere Wandergeschwindigkeit (zu Recht) deutlich schneller ein, als das seiner Wandergruppe. Wir bezahlen also den Eintritt zum Wanderweg und die Gebühr für den Guide, um anschließend ganz allein bis zur Spitze des Vulkans zu wandern. Der Blick auf die Lagune ist wirklich unglaublich – toll was die Natur hervorbringt!



Für uns ist das ein toller Abschluss des kleinen Landes und wir machen uns auf den Weg in Richtung der Grenze zu Guatemala.