Unser erster Stopp in der Metropolregion Los Angeles ist Laguna Beach, etwas südlich des Ballungsgebiets. Wir frühstücken auf einer Bank direkt am Meer, schlendern durch das kleine Örtchen und springen das erste Mal seit langer Zeit (südliches Mexiko) wieder in den Pazifik. So haben wir uns Kalifornien vorgestellt! Ein Eis leisten wir uns aber nicht, die Preise von acht Dollar pro Kugel schrecken uns zu sehr ab – willkommen in Kalifornien.

Wir fahren immer an der Küste weiter in Richtung Norden und landen abends in Huntington Beach, einem der berühmten Surfstränden von Los Angles, und wir haben Glück: es ist Wind! Also parken wir direkt am Strand, ziehen uns unsere Neoprenanzüge an und gehen vor der Großstadtkulisse kiten. Danach genießen wir den Sonnenuntergang über dem Pazifik und freuen uns einfach darüber wieder am Meer zu sein.

Am nächsten Tag möchten wir die Queen Mary besichtigen, die in Long Beach liegt, werden aber enttäuscht: sie ist für Besucher geschlossen. Auf die Nachfrage beim Wachmann, ob die Corona-Pandemie der Grund für die Schließung sei, nickt er, schüttelt dann den Kopf und zuckt mit den Schultern: „It is a long story!“. Wir lassen das bei der Verzweiflung in seinem Blick mal lieber so stehen und verbringen dann einen schönen Nachmittag vor unserem Bulli mit Blick auf das imposante Schiff und die Bucht.



Sowohl meine, als auch Moritz Eltern waren vor Jahrzehnten mal in den Universal Film Studios in Hollywood und haben uns jeweils davon vorgeschwärmt. Ganz zu unserem Glück haben sie uns dann auch den Eintritt zu dem Freizeitpark zu unseren Geburtstagen geschenkt, weshalb wir dort einen Tag verbringen dürfen. Wir stehen also pünktlich zur Parköffnung vor den Toren und sind mit die Ersten im Park. Ich habe mich vor dem Besuch akribisch vorbereitet und deshalb einen guten Ablaufplan für den Tag. Wir besuchen beeindruckende 3D-Fahrgeschäfte, bei denen ich Moritz nachträglich in den filmischen Hintergrund einführe. Er kann sich nämlich nicht so wirklich erklären, warum wir von Autos, die zu riesigen Robotern mutieren, durch die Luft geschleudert werden. Dafür hat er bei der Harry Potter-Themenwelt seinen Spaß und freut sich über die überdimensionalen Spinnen, die uns beim Flug über das Hogwarts-Gelände ganz nahe kommen, ich kann sie komischerweise nicht sehen, vielleicht wegen meiner immer wieder geschlossenen Augen – ganz zu Moritz Belustigung.




Ein weiteres Highlight stellt dann die berühmte „Studio-Tour“ dar. Wirklich unglaublich, wie echt sich die Reise in den Jurassic-Park und die Verfolgungsjagd in der Welt von Fast & Furious anfühlen. Fast am eindrucksvollsten ist aber die U-Bahn-Station-Szene aus dem Film „Earthquake“ von 1974 (von der vor allem unsere Väter immer wieder erzählten). Hier ist alles „echt“ – und kann beliebig oft wieder zerstört und geflutet werden, ganz ohne 3D-Brille. Auch die Action-Show in der Waterworld-Kulisse ist einfach unglaublich. Wir sehen tolle Stunts, viele Explosionen und Special Effects.

Irgendwann sind wir völlig reizüberflutet und gehen zurück zum Auto. Mit der U-Bahn fahren wir nach abends nach Koreatown. Es ist ein cooler und überhaupt nicht touristischer Stadtteil mit unzähligen kleinen Restaurants. Den Blick auf die Speisekarten kann man sich oft sparen, koreanisch beherrschen weder Moritz, noch ich und nur auf wenigen Karten steht auch die englische Übersetzung der Gerichte. Zu unserer Überraschung sind die Preise aber auch hier und auch an einfachen „Straßenbuden“ für uns unverhältnismäßig hoch – gerade bei dem im Vergleich zum Dollar schwachen Euro. In einem großen und modernen koreanischen Supermarkt werden wir dann aber doch noch fündig. Die lebenden Meeresfrüchte und allerlei Anderes, für uns undefinierbares, lassen wir links liegen, kaufen dafür aber unter anderem eine exotische Nussmischung. Diese essen wir allerdings nach einem Blick auf den auf der Packungsrückseite aufgeklebten Sticker nicht auf – der Verzehr könne zu Unfruchtbarkeit führen. Wir hätten nicht gedacht, dass ein solches Produkt trotzdem „einfach so“ in einem Supermarkt in den USA gekauft werden kann.

Der weit glücklichere Kauf in Los Angeles ist der „Omnia-Backofen“, ein Aufsatz für unsere Gaskocher, der durch seinen Aufbau einen Backofen mit Ober- und Unterhitze simuliert. Wir bereuen schnell, dass wir diesen nicht von Beginn an im Gepäck hatten. Wir sind wirklich begeistert von dem Ofen und benutzen ihn oft – in erster Linie um darin Brot zu backen. Mit echter deutscher Brotkruste, Geschmack und Inhalt!




Bei unserer weiteren Fahrt durch die riesige Metropolregion, setzen wir natürlich auch noch einen Fuß auf den berühmten Long Beach und werfen einen Blick auf den Hollywood-Schriftzug in den Beverly Hills. Auch laufen wir über den Walk of Fame auf dem Hollywood Boulevard, den wir uns aber weitaus exklusiver und glamouröser vorgestellt haben.




Mit den U-Bahn fahren wir zum Santa Monica Pier und essen eine leckere, wenn auch wirklich teure Pizza. Wir entdecken dann aber Stellenanzeigen von McDonald´s, die für 21 $ die Stunde einstellen – das erklärt dann auch das hohe Preisniveau. Zwischen Santa Monica und Santa Barbara befinden wir uns im Drei ???-Revier und sämtliche Ortsnamen kommen uns wegen des Hörspiels bekannt vor. Rocky Beach können wir uns jetzt besser vorstellen und wir sind froh, dass wir in keinen mysteriösen Fall verwickelt werden.





Die Stadt Santa Barbara gefällt uns richtig gut. Es gibt viele kleine individuelle Geschäfte und viel in den Schaufenstern anzusehen.Von hier aus möchten wir auf den Highways 1 und 101 an der Küste entlang bis nach San Francisco fahren, wir stoppen aber zunächst an einem Home-Depot, zu dem wir unsere neue Versorgerbatterie bestellt haben. Die großen Temperaturunterschiede und wohl vor allem die Hitze, gerade auch im Container zwischen Kolumbien und Panama, haben unsere Batterie mürbe gemacht und trotz unseres Solarpanels schafft sie es nicht mehr unseren elektrischen Bedarf (den Kühlschrank) zu decken. Die neue Batterie wird direkt auf Parkplatz eingebaut (Moritz Ingenieurskönnen ist einfach praktisch).
Weiter Richtung Norden machen wir Zwischenstopps in Morro Bay und werden mal wieder vom Pazifiknebel heimgesucht. Trotzdem freuen wir uns über die vielen kleinen Küstenorte ohne Müll und mit Infrastruktur und super leckeren Zimtschnecken, in Lateinamerika haben wir uns ab und an nach solchen „funktionierenden“ Örtchen gesehnt.



Kurz vor San Francisco wären wir gerne noch einmal gekitet, der Wind lässt es aber leider nicht zu. Dafür können wir dann den ersten Blick auf die berühmte Golden Gate Bridge durch den Nebel erhaschen. Mit Fahrrädern geht es am nächsten Morgen durch die Stadt und wir werden mit blauem Himmel und klarer Sicht beglückt. Wir fahren an der Fisherman’s Wharf vorbei und laufen durch Chintown, wo wir ein Mittagsmenü für zwei bestellen.





Auf dem Rückweg zum Auto beeilen wir uns dann – der Wind frischt auf. Wir wollen unbedingt unter der Golden Gate Bridge durchkiten. Am Strand werden wir unglaublich nett begrüßt und die anderen Surfer sind sehr hilfsbereit und interessiert. Wir informieren uns bei ihnen über die Besonderheiten des Reviers, es ist schließlich auch die Einfahrtsroute der Containerschiffe in Richtung San Francisco. Wir kommen aufs Wasser und die Bedingungen erlauben uns tatsächlich unter die berühmte Brücke zu fahren – ein wirklich tolles Erlebnis! Auf dem Rückweg „verhungern“ wir kurz vor dem Ufer in einem windlosen Korridor und müssen die letzten 100 m schwimmen. Am Ufer erfahren wir, dass das ein bekanntes Bild sei: der Wind schläft abends wohl immer ein und „der letzte schwimmt immer“.



Den nächsten Tag verbringen wir noch einmal am gleichen Strand und kiten in diesem besonderen Revier zwischen Golden Gate Bridge und Skyline. Abends fahren wir über die besagte Brücke und parken auf einem Aussichtspunkt und Rastplatz auf der anderen Seite der Bucht. Neben uns übernachten bestimmt 10-15 andere Camper auf dem Parkplatz. Am nächsten Morgen werde ich früh durch ein Geräusch wach, das sich anhört, als hätte jemand am Türgriff der Schiebetür gezogen. Ich rappele mich auf und sehe durch das Fenster nach draußen, kann aber nur ungefähr 150 m entfernt jemanden sehen, der vor einem gemieteten Wohnmobil steht. Ich wundere mich, denke mir aber nichts weiter dabei. Das ändert sich aber, als eineinhalb Stunden später erneut Lärm erklingt. Der Mann, den ich vorher als Besitzer des Wohnmobils ausgemacht habe hat einen mehr als handgroßen Stein in der Hand und klopft an die Wohnmobile, die 100-150 m von uns entfernt stehen. Es sind schon einige Macken in den Scheiben zu erkennen und erste Motoren werden gestartet. Wir werden nun auch unruhig und machen uns abfahrbereit, als ein Polizeiauto auf den Platz gefahren kommt. Der Mann mit dem Stein steht gerade neben einem normalen Auto während der Polizist aussteigt und sofort seine Waffe zieht. Moritz und ich beobachten die Szene aus dem Auto und sehen, wie der Mann die Scheibe mit dem Stein einwirft und ins Auto steigt, die Waffe des Beamten ist ununterbrochen auf ihn gerichtet. Jetzt passiert erst einmal einige Zeit nichts, bis nach und und nach Verstärkung anrückt. Am Ende stehen acht Polizeiautos auf dem Parkplatz und ungefähr sechs Waffen sind auf dem Mann gerichtet, der sich noch immer im Auto befindet. Weil wir nicht wissen, ob wir später noch befragt werden sollen und ob es in dieser Situation sicher ist, das Auto zu starten und zu fahren warten wir ab, bis ein Polizist kommt und uns sagt, dass wir fahren können. Wir sind froh, dass wir nicht vergessen haben die Tür abends abzuschließen. Unsere Familien haben sich vor allem in Südamerika um unsere Sicherheit gesorgt, vielleicht ist aber auch die USA das gefährlichste Land unserer Reise.

Nach einem weiteren Kite-Zwischenstopp auf Sherman Island verlassen wir die Bay Area am 15. Juli in Richtung Norden und freuen uns auf Dennis und Maria, die wir im nördlichen Oregon treffen wollen.